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12.09.2022

Berichtet die ARD-Tagesschau zuviel und zu oft über neue Details in den ARD-Skandalen? Tagesspiegel-Medienredakteur Joachim Huber ist genervt und kommentiert: "Büßt woanders!" Das kann man auch anders sehen.

Sabine Rossbach in der Tagesschau: Zu viel berichtet? Screenshot: Tagesschau.de

Joachim Huber, kenntnisreich und meinungsstark, darf gefühlt als Fossil unter den Medienjournalisten gelten. Beim Berliner Tagesspiegel schreibt er schon seit Langem über Medien und Journalismus. Zusammen mit seinen beiden Kollegen Markus Ehrenberg und Kurt Sagatz hat Huber maßgeblichen Anteil daran, dass die Tagesspiegel-Leserschaft aktuell und hintergründig über die Affäre Schlesinger informiert wurde.
Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt. So liest sich zumindest sein Kommentar "Büßt woanders!", der am Sonntag online gestellt wurde. Darin setzt er sich kritisch mit der Berichterstattung der ARD-Tagesschau "in eigener Sache" auseinander. Die Meldung über den Rückzug der NDR-Funkhausdirektorin Sabine Rossbach kommentiert Huber so: "Vor Monaten wäre das eine Nachricht im NDR-Fernsehen gewesen, wenn überhaupt. Jetzt aber, wo sich die ARD als System für Verschwendung, Vorteilsnahme und Verantwortungs-Verwahrlosung offenbart, wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf möglichst großer Bühne nostra culpa, nostra maxima culpa leisten."
Ach ja, wollen sie das wirklich? Oder hat die Redaktion von ARD aktuell vielmehr die Tragweite der Vorwürfe erkannt, die seit Wochen über einige Führungskräfte von ARD-Anstalten recherchiert werden? Die Empörung bei den Beitragszahlern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist groß, wie die Journalisten der Sender in diesen Tagen bei ihren Terminen vor Ort erfahren. Transparenz ist das Gebot der Stunde. Nicht nur die Gremien der Sender brauchen Informationen, sondern alle Bürger. Da ist es nur konsequent, wenn die Tagesschau informiert und nicht nur Business Insider, Tagesspiegel, FAZ und andere. Deshalb, liebe Kollegen von ARD aktuell: Bitte mehr davon!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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