Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Hetzjagden

Zeigen Sie Mut zur Wahrheit, Herr Maaßen

28.08.2019

Rechtsradikale haben sich nachweislich doch zu Hetzjagden auf vermeintliche Migranten und Linke verabredet. Der frühere Verfassungschef Maaßen lag falsch - und schweigt.

Maaßen bestritt in der "Bild" Hetzjagden. Foto: MDR

"Dass aber Politiker und Medien "Hetzjagden" frei erfinden oder zumindest ungeprüft diese Falschinformation verbreiten, war für mich eine neue Qualität von Falschberichterstattung in Deutschland", sprach Hans-Georg Maaßen, damals im Gehen begriffener Verfassungschutzchef, vor seinen Kollegen aus anderen Ländern. Es war dieselbe Rede, wegen der er sogar für Bundesinnenminister Horst Seehofer untragbar geworden war, weil Maaßen von einer Verschwörung "linksradikaler Kräfte in der SPD" gegen ihn schwadronierte. Seit seiner Entlassung verbreitet Maaßen aber die Mär, er habe gehen müssen, weil er die Hetzjagden negiert habe. Falsch: Er wäre auf einen Sonderposten an Seehofers Seite nach oben wegbefördert worden, hätte er nicht im "Berner Club" seine eigene Regierung derart attackiert. So oder so: Maaßen lag falsch. Die gestrige Berichterstattung von "Süddeutscher Zeitung", WDR und NDR zeigt, dass es die Verabredungen zu Hetzjagden gegeben hatte und diese sehr wahrscheinlich auch genauso stattgefunden haben. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen von Journalisten, die in Chemnitz bedroht und angegriffen worden sind. Die von Maaßen im Ausland angeprangerte "Falschberichterstattung in Deutschland" war also die eigentliche Fake News. Wenn Herr Maaßen wirklich so aufrichtig ist, wie er sich gerne inszeniert, sollte er nun Rückgrat zeigen, sich entschuldigen und auch seinen nationalkonservativen Fans erklären: Ja, der Begriff Hetzjagden ist zurecht verwendet worden. Ein mediale Verschwörung, um von dem vorangegangenen Mord abzulenken, hat es nicht gegeben. Ein Kommentar von Sebastian Huld.

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