Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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heute+ und Co - das Nachrichtenfernsehen von morgen.

24.09.2015

Es wäre vermessen zu sagen, am Ende wussten alle schon heute, wie die Zukunft des Fernsehens aussieht.

YouTube-Screenshot: heute+

Von Michaela Skott Einige Fragen, unter anderem gestellt von Moderatorin Andrea Hansen, die nach eigener Aussage das lineare Fernsehen mit dem Kauf ihres ersten Festplattenrekorders abgeschafft hat, konnten dennoch ergiebig erörtert werden. Clas Dammann für heute+ und ein diskutierfreudiger Christoph Krachten für videodays waren sich darin einig, dass es auch in Zukunft lineare - also zeitgebundene - Fernseherlebnisse geben wird. Insbesondere für Events seien andere Formate auch nur schwer vorstellbar. Wer will schließlich das Champions League Finale erst drei Tage später sehen. Bewegtbildinhalte, auch da sind sie sich sicher, werden auch in Zukunft konsumiert. Hier zeichnet sich tatsächlich auch ein erster neuer Trend ab: Silent Videos sind groß im Kommen. Krachten empfiehlt neben dem Blick in das seinerseits angebotene Programm, über den Tellerrand hinaus zu AJ+ (Al Jazeera+) zu schauen. Bewegtbild am Arbeitsplatz oder im ÖPNV geht eben nur leise gut. Während andernorts der Journalismus totgesagt und die Medienrevolution ausgerufen wird, bleibt Christoph Krachten entspannt. Ja, eine Revolution gebe es, die sei allerdings technischer Natur, und das sei nun so neu auch wieder nicht. Dass neue technische Entwicklungen auch neue Formate hervorbringen und neue Zielgruppen ansprechen, könne nur im Sinne der Erfinder sein. Moderatorin Andrea Hansen fragte zum YouTuber LeFloid. Christoph Krachten stellte die These auf, dass dessen klassische Klientel vermutlich früher gar keine Nachrichten konsumiert habe und sich durch die spezielle Ich-Erzählweise besonders angesprochen fühle. Eine Beobachtung, die auch Clas Dammann aus eigener Erfahrung mit heute+ bestätigen konnte. Vor allem die persönlich erzählten Beiträge seien auf heute+ besonders erfolgreich. Gleichzeitig gibt es, bei aller Innovation, auch tradiertes Verhalten. Erfahrene Onliner wissen: PrimeTime ist kein Privileg des linearen Fernsehens. Bei heute+ beobachtet Clas Dammann zwischen 19 und 22 Uhr erhöhten Traffic. Wie aber steht es um die Rolle der Journalisten in einer Welt, in der jeder und jede "Nachrichten" kann? Beide bescheinigen dem Journalismus auch in der Zukunft eine gewichtige Rolle. Zwar sprach Clas Damann zunächst davon, dass der Berufsstand "komplett durchgerüttelt" wird, ging jedoch davon aus, dass Journalisten auch in Zukunft Themen aufnehmen, sie aufbereiten und einordnen. Unterhaltung und Dialog mit den Konsumenten sind aus seiner Sicht unverzichtbar. Christoph Krachten teilte diese Ansicht und betonte, Journalisten müssten Experten sein. In Zukunft würden sie nicht nur kuratieren, sondern auch meinungsstark Orientierung geben. Als echter Hemmschuh in der Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Onlinejournalismus' erwies sich in dieser Diskussion der Rundfunkstaatsvertrag. Nach wie vor braucht das vom Gebührenzahler finanzierte Programm einen klassischen Fernsehsendeplatz, mit Uhrzeit und "Lametta" (Vorspann). "Wie old school!", fand nicht nur Christoph Krachten.
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