Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten
Mehr zum Thema

Bildjournalisten

Rheinpfalz

Risiken für Fotografen durch neue Verträge

18.09.2014

Die Rheinpfalz verlangt von ihren Fotografen die Unterzeichnung neuer vertraglicher Regelungen. Damit will sie das Recht erhalten, auf ihrer Internetseite Bildgalerien zum Preis von 3 Euro pro Bild zu veröffentlichen und Fotos auf Facebook zu posten.


3 Euro pro Bild, damit kann ein Fotograf natürlich weder auf seine Kosten kommen noch qualitativ genügende Leistungen erbringen. Die Rheinpfalz scheint die Vorstellung zu haben, dass ein Fotograf mal eben ganz schnell 15 oder 20 Bilder auf einem Termin "schießt" und dann ganz schnell zur Redaktion beamt. Da sind dann 3 mal 15 oder mal 20 ein Honorar von 45 oder 60 Euro, und das hört sich nach dem heutigen Honorarniveau an. Das allerdings können Freie nur dann akzeptieren, wenn sie nicht allzu lange auf dem Termin bleiben müssen.
 
Problem: 15 bis 20 Bilder, die für eine Galerie taugen, können nicht mal eben innerhalb von 30 Minuten produziert werden. Denn es geht ja nicht um eine Serie, die den Bürgermeister in einer Drehung zeigt, sondern um verschiedene Situationen, Personen, eventuell auch Aktionen oder Vorführungen. Darüber hinaus brauchen Fotos auch eine Beschriftung, damit die (Online-)Redaktion weiß, was sie in der Bildergalerie eigentlich eingibt, - und Bildergalerien ohne jeden Texteintrag goutieren viele Leser nicht, zudem können sie rechtswidrig sein.
 
Denn die Rechtsprechung hat in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass sie Veröffentlichung von Fotos oft nur in einem redaktionellen Umfeld zulässig ist. Fehlen Berichte oder anderweitig beschreibende Texte, ist eine Publikation von Personenfotos in der Regel unzulässig. Niemand muss sich zum zusammenhangslosen Objekt einer Bildergalerie machen lassen, zum "Klick-Objekt" eines Internetauftritts. Doch Bilder einzeln zu beschriften kann pro Bild lange dauern.
 
Kurz: Bildaufnahme und -bearbeitung bleiben auch bei Galerien aufwändig. Daher steht ein Bildhonorar von 3 Euro in keinerlei Verhältnis zum Zeitaufwand.
 
Facebook als Problem eigener Art
 
Wer Bilder in Facebook einstellt, muss der Firma dafür umfangreiche Rechte einräumen. Oft haben Fotojournalisten entsprechende Rechte nicht -  die ihnen durch Gesetz eingeräumten Rechte gelten in der Regel nur für eine journalistische Veröffentlichung. Daher können sie der Rheinpfalz weitergehende Rechte nicht einräumen, dennoch fordert der Rheinpfalz-Vertrag genau dieses.
 
Rechtliche Probleme führen zur Haftung der Fotojournalisten
 
Bildergalerie-Klickobjekt oder Facebook: Da der Vertrag zugleich aber die Haftung der Fotografen für eingeräumte Rechte vorsieht, haften damit die Fotografen dafür, was der Verlag auf Facebook oder in der Bildergalerie riskiert. Das erscheint als extrem unfair.
 
Weitere Nutzungen
 
Dabei ist auch unklar, wie weitere Nutzungen der Bilder vergütet werden. Was gilt beispielsweise, wenn ein Bild aus der Bildgalerie später in die Zeitung kommt? Bisher gilt, dass eine weitere Veröffentlichung mit 50 Prozent des Print-Honorars zu vergüten ist. Gilt das Printhonorar weiter als Maßstab oder will man 50 Prozent von 3 Euro zahlen, also nur 1,50 Euro? Und was passiert, wenn ein Foto allein auf Facebook gepostet wird?
 
DJV fordert Verhandlungen
 
Fotografen und der DJV-Landesverband Rheinland-Pfalz fordern Verhandlungen über die Konditionen. Es kann nicht sein, dass ein Verlag seine Freien unterirdisch bezahlt und gleichzeitig erheblichen Risiken aussetzt. Dabei auch der klare Hinweis: Nur diejenigen Fotografen, die auf ihre Arbeitsbedingungen bei Honorar, Nutzungsrechten und Haftung achten, werden langfristig im Geschäft bleiben. Wer schon an diesem Punkt eine schlechte Behandlung akzeptiert, hat an einem Verlagshaus mittelfristig keine Perspektive. Geschäftsleben geht nur mit Respekt, Ertragen von Widerspruch, Diskussion und Entgegenkommen.
 
Daher empfiehlt der DJV beim Vertrag ein selbstbewusstes Nein.


Michael Hirschler, hir@djv.de

News-Übersicht für Bildjournalisten

Bildermarkt

Aktuelle Umfrage zum Bildermarkt: Bitte teilnehmen!

29.01.21

Fotografisch Berufstätige sind aufgerufen zur Beteiligung an der Branchenumfrage zum Bildermarkt 2021.. Sie wird durchgeführt von der Arbeitsgruppe „image market -business trends“ am Studiengang Fotojournalismus und...

Corona-Krise

Update zum Info Kinderkrankengeld

29.01.21

Das DJV-Info zum Thema Kinderkrankengeld wurde aktualisiert, unter anderem durch eine Erläuterung zur Abrechnung der Ansprüche bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Freien. Das Info ist unter djv.de im Format PDF...

Corona-Krise

Aktualisierung zu Hilfen für Freie 2021

29.01.21

Eine Aktualisierung des DJV-Infos zum Thema Neustarthilfe und Betriebskostenhilfe ist jetzt unter djv.de abrufbar (Format PDF).

Corona-Krise

Neustarthilfe und Betriebskostenhilfe wird verbessert

21.01.21

Coronahilfen: Die Neustarthilfe wird auf bis zu 7.500 Euro erhöht und "Bezugsrahmen" von 25 auf 50% erhöht. Wer z.B. einen Umsatz von 20.000 Euro hat, erhält jetzt 5.000 Euro. Zahlungen sollen jetzt auch für unständig...

CORONA-PANDEMIE

Corona-Pandemie und Betreuung: Erweiterter Anspruch auf Kinderkrankengeld

20.01.21

Bereits seit März 2020 gibt es einen Anspruch von Eltern auf Zahlungen aus dem Infektionsschutzgesetz, wenn die Schule oder Kindertageseinrichtung wegen Corona geschlossen wird. Voraussetzung ist dabei unter anderem, dass das...

CORONA-PANDEMIE

EU-Beihilferecht sorgt für Probleme

14.01.21

Freie müssen mit der Beantragung von neuen Hilfen weiterhin warten. Irreführende Aussagen der Bundesregierung und  unklare Antragssysteme sorgen derweil für Chaos bei Selbstständigen: Weder die Neustarthilfe noch die hierzu...

CORONA-PANDEMIE

Antrags-Chaos: Besser noch warten bei Neustarthilfe und Betriebskostenhilfe

11.01.21

EU-Beihilferecht sorgt für Probleme Freie müssen mit der Beantragung von neuen Hilfen weiterhin warten. Irreführende Aussagen der Bundesregierung und  unklare Antragssysteme sorgen derweil für Chaos bei Selbstständigen:...

Corona-Pandemie

Antragsformular für Neustarthilfe lässt auf sich warten

08.01.21

Das Antragsformular für den Direktantrag für die Neustarthilfe ist doch noch nicht online. Wer zur Zeit mit Elster-Zertifikat in den gesicherten Bereich für die Antragstellung auf Wirtschaftshilfen kommt, entdeckt dort nur den...

Freie

Was bei der Umsatzsteuer ab 1. Januar 2021 zu beachten ist

30.12.20

 Die Umsatzsteuer beträgt für ab dem 1. Januar 2021 ausgeführte Leistungen grundsätzlich wieder 19 Prozent bzw. 7 Prozent im Bereich der Einräumung von Urheberrechten.  Wer ab dem 1. Januar 2021 allerdings noch...

News 37 bis 45 von 402
Newsletter

Cookie Einstellungen