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Streik im Fotojournalismus? Eine gute Idee!

13.02.2019

Das Foto zeigt eine Sitzung des Fachausschusses für Bildjournalismus im DJV.

Intensive Diskussion unter Einbindung von Skype. Foto: Michael Hirschler

Wollen die Deutschen von den Niederländern lernen und für bessere Bedingungen im Fotojournalismus streiken? Eine gute Idee, finden Mitglieder einer Expertengruppe des Deutschen Journalisten-Verbandes. Denn die Honorare für ihre Arbeit sinken immer weiter, hinzu kommt die Kostenlos-Konkurrenz durch fotografierende Behörden und Prominente, die ihre Bilder über Dienste wie Facebook oder Instagram verteilen, ohne dafür Honorar zu verlangen. In den Niederlanden hatten am 25. Januar 2019 rund 500 Fotojournalistinnen und Fotojournalisten aus Protest gegen die Bedingungen im Berufsfeld die Arbeit niedergelegt.

Die DJV-Fachleute für Fotojournalismus trafen sich am 12. Februar, um die brennendsten Fragen der Profession zu besprechen. Ganz oben auf ihrer Problemliste: Behörden-Berichterstattung nimmt ihnen die Arbeit weg. Inzwischen gibt es Fälle, in denen die Polizei live vom Unfallort streamt und den Vorgang auch noch wie neutrale Moderatorinnen kommentiert. Diese per Facebook verteilten Streams werden wiederum kostenlos von Sendern verwertet. Hier stellen die Experten die Frage: handelt es sich dabei nicht um „Behörden-Rundfunk“, für den eine Genehmigung der Landesmedienanstalten erforderlich ist? Könnten, ja müssten diese Aufsichtsbehörden nicht die Produktion und die Verbreitung solcher Videos verbieten?

Die Profession steht angesichts dieser Praktiken fast schon vor dem Aus. Fotojournalismus geht für viele nur noch als Zweitjob, weil das eigentliche Geld über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder handwerkliche Fotografie verdient wird. Sollte der DJV deswegen seine Kriterien für die Ausgabe von Presseausweisen anpassen, etwa auf das Merkmal eines überwiegenden Verdienstes im klassischen Journalismus verzichten? Die Teilnehmer fanden: ja. Jetzt wollen sie beim DJV-Gesamtvorstand dafür werben, dass im Bereich des Fotojournalismus neue Kriterien gelten sollten.

Wenn der Beruf am Ende scheint, muss das in die Öffentlichkeit getragen werden. Deswegen schlägt die Expertenrunde vor, die Zukunft der Profession sowie die Situation an Agenturen zu Themen im „Jahr der Freien“ zu machen, das der DJV 2020 durchführen will.

Die Gruppe sprach sich auch dafür aus, die Aktion „Fotografen haben Namen“ fortzusetzen. Mit dieser Kampagne setzt sich der DJV seit Jahren für die Nennung der Namen von Urheberinnen und Urhebern von Fotos ein. Es werden Zeitungen ausgezeichnet, die bei den Nennungen ganz vorne stehen. Einige Medien haben sich unter dem öffentlichen Druck tatsächlich verbessert, lautet die Einschätzung. Allerdings soll der Druck erhöht werden: in Zukunft soll es nicht nur Gewinner unter den Zeitungen gelobt werden, sondern auch die Schlusslichter, von denen die Namensnennung vernachlässigt wird, mit einem Negativpreis ausgezeichnet werden.

Die Gruppe sprach sich auch dafür aus, dass der DJV sich bei der Katholischen Kirche für einen offeneren Umgang mit dem Bildjournalismus einzusetzen sollte. Die bisher vorliegenden Aussagen der Katholiken werden als zu restriktiv angesehen, weil sie den Kamerateams genaue Vorgaben für Bildaufnahmen machen wollen. Ein entsprechender Antrag liegt schon längere Zeit beim DJV-Gesamtvorstand vor und soll noch in diesem Februar beschlossen werden.

Kritisch bewertete die Gruppe auch ihre eigene Situation innerhalb des DJV. Durch die Reduktion der Arbeitsgruppe auf nur acht Plätze sind einige Bundesländer nicht vertreten. Deren Vertreter/innen fühlen sich nun von der Kommunikation ausgeschlossen. Außerdem kritisieren die Teilnehmer die geringe Zahl von Frauen in der Arbeitsgruppe: nur eine einzige Kollegin wurde aus den Landesverbänden für das Gremium aufgestellt und gewählt.

Mit technischem Sachverstand gelang es der Gruppe immerhin, das einzige weibliche Mitglied der Gruppe sowie einen weiteren Kollegen virtuell in die Sitzung einzubinden. Per Skype beteiligten sich die beiden „abwesenden Anwesenden“ fast während der gesamten Sitzung an der Diskussion der Arbeitsgruppe.
 
Die Expertengruppe für Fotojournalismus heißt im sperrigen Gremiendeutsch des DJV „Fachausschuss Bildjournalisten“. Die acht Mitglieder werden alle zwei Jahre vom Gesamtvorstand des DJV gewählt, die nächste Wahl soll im Sommer 2019 stattfinden. Das Gremium tagt zwei- bis dreimal pro Jahr. Der oder die Vorsitzende des Gremiums oder die/der Vertreter/in nimmt an den Sitzungen des Gesamtvorstandes des DJV als beratende Stimme teil, auf den DJV-Verbandstagen ist der/die Vorsitzende automatisch Mitglied und dort auch stimmberechtigt.

DJV-Mitglieder, die sich für Fragen des Fotojournalismus interessieren, können sich in ihren Landesverbänden auf den Mitgliederversammlungen oder auch Treffen spezieller Arbeitsgruppen einbringen. Außerdem können sie sich mit Fragen oder Anregungen auch direkt an die Mitglieder des Fachausschusses der Bildjournalistinnen und Bildjournalisten wenden.


Michael Hirschler, hir@djv.de


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