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Heinbach/Eckert – Netzpropaganda und digitale Stimmungsmache

19.09.2019

Woher kommen Hass, Aggression und Häme im Netz - und wichtiger: Was kann man dagegen tun? Dominique Heinbach forscht an der Uni Düsseldorf dazu.

Sie misst die Qualität von Diskussionen, indem sie Codierer Kommentare kategorisieren lässt. So kann sie sagen: So schlecht, wie es uns oft erscheint, ist die Diskussionsgüte im Netz gar nicht - „es besteht noch Hoffnung“, sagt sie. Sie weiß aber auch: Sobald Kommentare auftauchen, die Grenzen verletzen - Grenzen des guten Geschmacks, oder Grenzen des Hasses und der Aggression - wirkt das ansteckend: „Inzivilität bleibt nicht folgenlos - und ein inziviler Kommentar bleibt selten allein.“ Die gute Nachricht: Medien können durch gute Moderation effektiv gegenhalten. Bewährt habe sich ein empathischer, sachlicher und vergemeinschaftender Moderationsstil; Konfrontation und Belehrungen können das Gegenteil bewirken. Und: Es geht nicht ohne eine Community, die das Medium unterstützt - gute Kommentare und engagierte Counterspeech von Nutzer/n*innen wirken sich förderlich auf die Qualität der weiteren Diskussion aus.

Till Eckert ist Faktenchecker bei Correctiv - einer in einem Team von fünf Redakteuren, die auf (und für) Facebook potenziellen Falschmeldungen nachgehen. Das Wichtigste, berichtet er, sei dabei ein Facebook-Tool - das er leider in Leipzig nicht zeigen durfte, das aber sehr effizient potenzielle Netzlügen und deren Verbreitung aufspürt. Dann geht das Team denen mit einer Reihe von Recherchetechniken wie Google-Bildersuche nach (mehr: https://correctiv.org/faktencheck/ueber-uns/2019/05/14/diese-tipps-helfen-falschmeldungen-zu-erkennen) und verbreitet die Ergebnisse. Dafür bekommt Correctiv von Facebook Geld - wie viel, das dürfen die Rechercheure nicht verraten, was sie selber sehr bedauern, schon aus Transparenzgründen.

 

Leicht gemacht wird es dem Recherche-Büro nicht. Tilman Eckert berichtete von trägen Antworten auf Behörden-Anfragen, die schnelle Reaktionen auf virale Fakes ausbremsen - und wie Rechtspropagandisten die Redakteure gezielt und persönlich ins Visier nehmen.

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