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Digitaler Journalismus

Russland

Agenten, so weit das Auge reicht

29.03.2022

Als "ausländischer Agent" wurde die Deutsche Welle jetzt in Russland endgültig verboten. Und die letzte Putin-kritische Zeitung stellte ihr Erscheinen ein. Trotzdem ist die staatliche Informationsblockade nicht lückenlos.

Grafik: Dreamstime.com

Die Idee grenzt an Verfolgungswahn. Internationale Medien, die nicht das Loblied auf Wladimir Putin anstimmen, landen auf einer Liste der ausländischen Agenten. Da kommen James Bond-Assoziationen auf, und aus dem Off grüßt John le Carré als Untoter. Indes: Die Liste ist nicht Fiktion, es gibt sie wirklich. Sie lässt sich nur im Moment nicht lesen, weil die Seite des russischen Justizministeriums nicht erreichbar ist. Da dürften wohl Hacker zugeschlagen haben.
Ein wenig Internet-Knowhow brauchen auch diejenigen, die in Russland nicht auf unabhängige und kritische Medien verzichten wollen. Mit dem Tor-Browser soll es auch in Russland möglich sein, zum Beispiel die Seite der Deutschen Welle zu öffnen. Oder anderer internationaler Medien, die die bittere Wahrheit über den Ukraine-Krieg schreiben und senden.
Ein Medium ist jetzt nicht mehr zu finden: Die Nowaja Gazeta, die letzte unabhängige und Kreml-kritische Tageszeitung, hat gestern ihr Erscheinen eingestellt. Bis zum Ende des Ukraine-Kriegs ist erst mal Schluss. Hoffen wir auf eine möglichst kurze Zwangspause. Das Schlachten muss ein Ende haben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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