Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten
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Arbeitszeiterfassung

Nicht länger auf Selbstausbeutung setzen

15.05.2019

Der DJV fordert nach dem EuGH-Urteil zur Arbeitszeiterfasssung eine Umsetzung in den Redaktionen. Wer glaubt, es ginge um Dienst nach Stechuhr, hat das Problem nicht verstanden.

Es ist an der Zeit, die Arbeitszeit zu erfassen. Foto: Karsten Socher

Es gab eine Zeit, da galt der Beruf des Journalisten als glamourös, sein Arbeitsalltag war tatsächlich oft interessant und der beständige Nachwuchs neuer Generationen garantierte einen qualitätssichernden Wettbewerb um die begrenzten Ausbildungsplätze. Das galt sogar noch, als die diversen Krisen der vergangenen Jahrzehnte an der Attraktivität des Berufsbildes kratzten. Mit dem demografischen Wandel aber ist das vorbei. Von den deutlich weniger jungen Menschen, die nun die Schulen und Universitäten verlassen, können sich die klügsten und ambitioniertesten ihren Arbeitgeber praktisch aussuchen. Der Medienbranche fehlt es dabei an Argumenten, wie die sinkenden Volontariatsbewerber-Zahlen zeigen. Journalisten arbeiten heute mehr für wenig(er) Geld. Eine Generation, die viel auf Work-Life-Balance und wenig auf schieren Konsum gibt, überzeugt das nicht. Im Kampf um die besten Köpfe braucht es daher andere Anreize. Selbst Behörden sind deshalb schon weiter als viele Medienhäuser, wenn es um Home Office, flexible Arbeitszeiten und andere Aspekte der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Die digitale Arbeitszeiterfassung ist deshalb ein vielversprechendes Werkzeug, um endlich Ordnung in den Redaktionsalltag zu bekommen und sicherzustellen, dass Vertrauensarbeitszeit nicht in Ausbeutung mündet. Arbeitgeber erhielten eine gute Übersicht über die tatsächlich anfallende Arbeit. Daraus könnten sie Schlüsse ziehen, um das Arbeitsleben für alle Kollegen menschlicher zu gestalten - und so die Branche attraktiver und zukunftssicher zu machen. Ein Kommentar von Sebastian Huld.

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