Deniz Yücel: Nichts zu feiern. Foto: Die Welt
Was machen Sie eigentlich, Herr Gabriel? Zum letzten Mal haben wir von Ihnen gehört, als Sie sich medienöffentlich über den Umgang der SPD-Spitze mit Ihnen geärgert haben. Warum? Klar, weil Sie Bundesaußenminister bleiben wollen. Daran hat die ganze Öffentlichkeit Anteil genommen - und Ihre Partei ja wohl auch, wie die letzten Tage eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.
Vielleicht haben Sie jetzt Gelegenheit, wieder zur Sacharbeit zurückzukehren. Wenn Sie vielleicht nicht so recht wissen, womit Sie anfangen sollen, hätten wir einen Tipp: Schlagen Sie heute einfach mal die
Zeitung auf, egal welche. Jedes Blatt berichtet jetzt über den Jahrestag, den wir am liebsten gar nicht begehen wollten, denn zu feiern gibt es da nichts: Ein Jahr lang sitzt der "Welt"-Korrespondent
Deniz Yücel in Untersuchungshaft. Ohne Prozess, ohne Anklageschrift. Er ist nicht nur ein richtig guter Journalist und engagierter Kollege, sondern auch deutscher Staatsbürger. Und da kommen Sie, Herr Bundesaußenminister Gabriel, ins Spiel. Denn Ihr Job ist es, sich für Deutsche einzusetzen, die im Ausland Probleme bekommen.
Vielleicht haben Sie sich ja für Deniz Yücel eingesetzt, als Sie vor ein paar Wochen Ihren türkischen Amtskollegen im heimatlichen Goslar empfangen haben. Nur ist leider nichts dabei herausgekommen. Unser Kollege sitzt immer noch. Also geben Sie Gas, Herr Gabriel. Wir, am allerwenigsten Deniz Yücel, wollen kein 13-monatiges "Jubiläum" begehen müssen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
