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Klarnamenpflicht

Journalismus vergessen?

17.06.2021

Die Innenministerkonferenz diskutiert über die Einführung einer Klarnamenpflicht im Internet. Käme es dazu, wären investigative Digitalrecherchen kaum noch zu führen.

Boris Pistorius: Vorstoß. Foto: Ministerium für Inneres und Sport

"Guten Tag. Ich heiße Bastian Obermayer und recherchiere hier über illegalen Waffenhandel." So könnte ein Posting im Darknet aussehen, wenn sich Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius im Kreis seiner Kollegen aus Bund und Ländern mit seinem Vorstoß zur Einführung einer Klarnamenpflicht im Internet durchsetzt. Und wenn, das wäre der notwendige zweite Schritt, der Bundestag den Wunsch der Innenministerkonferenz in Gesetzesform gießt. Das genannte Posting wäre natürlich völlig absurd, denn SZ-Journalist Bastian Obermayer ist seit der Enthüllung der Panama Papers und der Ibiza-Affäre bekannt wie ein bunter Hund. Niemals könnte er unter seinem Namen bei Waffenhändlern und anderen Kriminellen recherchieren.
Nun heißt nicht jeder Journalist, der bei seinen Recherchen Spuren im Netz hinterlässt, Bastian Obermayer. Aber so ziemlich jeder Journalist ist durch Suchmaschinen auffindbar und als Berichterstatter zu entlarven. Käme wirklich die Klarnamenpflicht, würden alle kritischen oder gar investigativen Recherchen unmöglich gemacht.
Wenn die Innenministerkonferenz den Vorstoß aus Niedersachsen befürwortet, sollte sie von Anfang an wohl begründete Ausnahmen formulieren. Journalistinnen und Journalisten müssen unbedingt ausgeklammert werden.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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