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Österreich

Schlechte Karten für Schwurbelsender

30.11.2022

AUF1 heißt der "alternative" Fernsehsender, der in Österreich zum Eldorado von Impfgegnern, Corona-Leugnern und allen anderen geworden ist, die seriöse Zeitungen und Sender als "Systemmedien" verunglimpfen. Erst jetzt stellt sich heraus, dass der Sender gar keine Sendelizenz hat.

Sendung in AUF1: journalistische Standards hinterfragt. Screenshot: DJV

Als Desinformation oder Fake News lässt sich das inhaltliche Konzept von AUF1 auf den Punkt bringen. Kritik daran wird schnell als Hetzkampagne diffamiert, die von den "Systemmedien" angezettelt sei. Trotzdem oder gerade deshalb erfreut sich AUF1 in Teilen der Gesellschaft großer Beliebtheit. Offenbar nicht nur in Österreich, sondern auch im benachbarten Deutschland. Hierzulande ist durch das Sendeverbot gegen RT DE eine Lücke entstanden, in die AUF1 offenbar geschmeidig geschlüpft ist.
Damit könnte bald Schluss sein. Denn die österreichische Medienaufsicht hat zum einen festgestellt, dass wohl noch nie eine Sendelizenz beantragt wurde. Zum anderen sieht sie in den Aussagen im Programm Verstöße gegen die Mediengesetzgebung. Die ist in Österreich schärfer als in Deutschland. Hierzulande regelt der Pressekodex, was Journalisten in der Berichterstattung dürfen und was nicht. Er ist eine freiwillige Selbstverpflichtung mit Durchschlagskraft, hat aber keinen Gesetzesrang.
Das ist bei unseren Nachbarn anders. Und daran macht sich der Streit um AUF1 fest: Denn die Anhänger des Senders sehen Zensur darin, wenn die Medienaufsicht journalistische Standards heranziehen sollte, um den Sender abzuschalten. Das ist immer problematisch und muss auch diejenigen auf den Plan rufen, die weit von Verschwörungstheorien entfernt sind.
Aber vielleicht reicht die nicht erteilte Sendelizenz ja aus. Das würde auch die unweigerliche Mythenbildung verhindern.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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