Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Zynischer Slogan

07.11.2019

Die Zeitungen in Baden-Württemberg haben mit einer Kampagne für guten Journalismus geworben. Das ist gut. Doch der Slogan klingt in den Ohren mancher Zeitungsjournalisten zynisch.

Zeitungskampagne: Ziel verfehlt. Foto: jps

Redaktionsschließungen, Fusionen, Stellenabbau, Entlassungen - die vier Stufen der Eskalationsleiter, die in den letzten Jahren viele Verlagsmanager an die Wände ihrer Zeitungen gestellt haben. So auch in Baden-Württemberg, wo zuletzt die Südwestdeutsche Medienholding ein drastisches Sparprogramm ankündigte. Über die Horrormeldungen gerät viel zu leicht in Vergessenheit, dass trotzdem Tausende Zeitungsjournalisten Tag für Tag ihren Job machen, Geschichten ausgraben, recherchieren, schreiben, fotografieren und immer häufiger obendrauf noch in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Viel zu selten erhalten sie dafür Anerkennung von ihren Verlegern, die schon lange nicht mehr publizistisch, sondern ausschließlich als Betriebswirtschaftler wahrgenommen werden. Wenn also in diesen Tagen die baden-württembergischen Tageszeitungen mit einer einheitlichen ersten Seite erscheinen, die als Imagekampagne auf den ersten Blick den Journalisten gewidmet ist, lässt das aufhorchen. Damit ist es schnell vorbei, wenn man die Schlagzeile der Kampagnenseite liest: "Die beste Zeit für guten Journalismus ist jetzt." Dagmar Lange, 1. Vorsitzende des DJV Baden-Württemberg, stößt dabei sauer auf, dass die Realität in den Redaktionen ausgeblendet werde. Seit Jahren schreite eine grassierende Tarifflucht der Verlage voran. Die Verleger selbst hätten ihre ehemalige Reputation als Dienstleister ihrer Leserinnen und Leser beschädigt. Als Beispiele dafür führt sie die Zusammenlegung von Redaktionen, die Streichung journalistischer Arbeitsplätze, die Verweigerung der eh schon niedrigen Vergütungsregeln für Freie und die Vernachlässigung der regionalen wie lokalen Berichterstattung aufgrund der Konzentrationstendenzen an. Eine Kampagne, die nach hinten losgeht, hat ihr Ziel verfehlt. Das gilt auch in diesem Fall. Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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