Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Mega-Events

Keine Feste mehr bei Autokraten

11.06.2021

Warum eigentlich finden internationale Mega-Events immer noch in Staaten statt, die die Menschenrechte mit Füßen treten?

Fußball: von wegen unpolitisch. Foto: t-online.de

Rache ist süß. Das dachten sich offenbar russische Behördenmitarbeiter, als sie die Akkreditierung des WDR-Journalisten Robert Kempe für die Fußball-EM auf dem Tisch hatten. Kurzerhand hieß es "njet". Denn Kempe war für sie kein Unbekannter. Er hatte erst kürzlich über Verbindungen des Energiekonzerns Gazprom zur UEFA kritisch berichtet. Die Folge: Akkreditierungsentzug für Kempe, keine Berichterstattung von ihm über Spiele in Russland.
Immer wieder war es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten für Journalisten schwierig, über angeblich unpolitische Sportereignisse aus solchen Staaten zu berichten, die mit Demokratie und Menschenrechten auf Kriegsfuß stehen. Und problematisch ist es darüber hinaus, Kerker-Regimes durch bunte, fröhliche Bilder über Olympiaden, Welt- oder Europameisterschaften aufzuwerten. Spätestens seit 1936 ist bekannt, dass Sportberichterstattung ungewollt Diktaturen Propagandaerfolge beschert. Für sie ist das wirklich ein Heimspiel.
Die Verantwortlichen in den Großverbänden des Sports müssen sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie lange sie noch durch ungeschickte bis falsche Standortentscheidungen Autokraten päppeln wollen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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