Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Russland

Wir sind gefährlich

28.09.2022

Jetzt ist es fast amtlich: Journalisten stellen eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar - zumindest in Russland, zumindest, wenn sie für die BILD schreiben. Putins Diktatur hat sich mal wieder auf die Knochen blamiert.

Peter Tiede in Moskau: 14 Stunden warten. Foto: Bild.de

Peter Tiede weiß, wovon er schreibt. Der Kollege, als Chefreporter für die BILD im Einsatz, verfügt über eine Menge Auslandserfahrung. Und Russland kennt er auch ziemlich gut. Jahrelang hat er das Land bereist, hat berichtet, was er zu sehen bekam. Und auch das, was er nicht sehen sollte. Wie zuletzt den Überfall russischer Truppen auf die Ukraine im Februar. Als einer der letzten westlichen Korrespondenten hat er im März das Land verlassen.
Jetzt wollte Peter Tiede wieder zurück, weiter recherchieren und berichten. Auf Bild.de ist nachzulesen, warum er nicht erneut einreisen durfte. 14 Stunden hielt ihn der russische Geheimdienst auf dem Moskauer Flughafen fest. Ein gültiges Journalistenvisum hatte Tiede dabei, das war es also nicht. Was dann? Nach langem Warten bekam er schließlich die Antwort: "Es liegt ein Vermerk des FSB vor, wonach Sie als Gefahr für die Verteidigungsfähigkeit der Russischen Föderation eingestuft sind", wurde ihm erklärt. Ein Journalist als Gefahr für die Verteidigungsfähigkeit des Landes? Das ist nicht zu glauben. Ein Reporter, der die Kampfkraft der Atommacht Russland mit seinem Laptop in die Knie zwingen kann? Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
Wladimir Putin und seine Kreml-Autokratie sind seit Jahren schon eine reale Gefahr für Journalistinnen und Journalisten. Einige bezahlten für den Wahnsinn des Diktators mit dem Leben - Anna Politkowskaja ist unvergessen. Begründungen für die Repressionen gab es selten. Unterdrückung wurde nicht zuletzt dank der Propagandainstrumente vom Schlage des RT DE schlicht bestritten. Und jetzt das. Unfassbar.
Peter Tiede musste zurückfliegen. In seiner sehr lesenswerten Geschichte hat er aufgeschrieben, was er erlebte. Laut FSB darf er wieder einreisen: in zweieinhalb Jahren.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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