Khashoggi: doppeltes Opfer. Foto: AFP
Je näher der Dienstagmorgen rückt, desto spannender macht es der türkische Präsident. Schon in der vergangenen Woche hat er den heutigen
Termin angekündigt. Seitdem verging kein Tag ohne weitere Erinnerungen Erdogans an Dienstag.
Was weiß der türkische Präsident über den Tod von
Jamal Khashoggi? Womöglich eine ganze Menge, weil der Tatort Konsulat in Istanbul offenbar vom türkischen Geheimdienst abgehört wurde. Was wird
Recep Tayyip Erdogan enthüllen? Mit Sicherheit ausschließlich das, was ihm ins politische Kalkül passt. Ausgerechnet Erdogan, der Totengräber der Pressefreiheit in der Türkei, reklamiert für sich die Rolle des Chefaufklärers.
Das ist die doppelte Tragik um Khashoggis trauriges Schicksal: zum einen der wahrscheinlich bestialische Tod des Aufklärers, zum anderen sein posthumer Missbrauch für politische Interessen. Da steht Erdogan indes nicht allein: US-Präsident
Donald Trump gefiel sich schon darin, den Schaden für die Pressefreiheit zu beklagen, den der Mord angerichtet hat.
Zynismus auf der Leiche eines Journalisten - widerlicher geht es kaum noch.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
