Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Zensur

De Niro stumm geschaltet

12.06.2018

Zensur oder vorauseilender Gehorsam? Der US-Fernsehsender CBS hat die wüste Trump-Beschimpfung des Schauspielers Robert de Niro stumm geschaltet. Und das im Land der Meinungsfreiheit?

Robert de Niro: stumm geschaltet. Foto: Newsweek

Über US-Präsident Donald Trump gehen die Meinungen bekanntlich weit auseinander. In einem dürften sich Freunde und Gegner jedoch einig sein: Trump polarisiert wie kaum ein anderer Präsident vor ihm. Und deshalb fallen die Reaktionen auf ihn zuweilen ähnlich drastisch aus wie Trumps Tiraden gegen seine Kritiker. Überdeutlich zeigte US-Schauspieler Robert de Niro bei der Verleihung eines renommierten Theaterpreises, was er von seinem Staatsoberhaupt hält: "Ich will nur eins sagen: Fuck Trump! Es kann nicht mehr heißen: Weg mit Trump!, es heißt: Fuck Trump!" Das war unüberhörbar - jedoch nur für die anwesenden Gäste. Denn der Fernsehsender CBS, der die Preisverleihung übertrug, schaltete de Niro stumm. Die Zuschauer sahen also einen wütenden und gestikulierenden Schauspieler, hörten aber nicht seine Stimme. Angeblicher Grund: Schimpfwörter werden bei Fernsehübertragungen in den USA grundsätzlich herausgeschnitten. "Live" ist eben nicht live, sondern um einige Sekunden zeitversetzt. Ob das also automatisch passierte oder ob in der Regie jemand die Entscheidung traf, die Tirade gegen Trump nicht zu bringen, lässt sich nicht aufklären. Fest steht aber, dass das bloße Gefühl der Zensur Gift in einer Demokratie ist. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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