Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Jens Spahn

Grenzüberschreitung

06.04.2018

Mit seiner Kritik an den Tweets öffentlich-rechtlicher Journalisten hat der neue Bundesgesundheitsminister eine Grenze überschritten. Nicht weil er Kritik geübt hat, sondern weil er zu seinem Unsinn schweigt.

Spahn: nur mal testen? Foto: BMG Maximilien König

Etwas sagen, eine klare Meinung beziehen, diese in strittigen Diskussionen durchhalten oder überdenken - das alles ist Teil des Diskurses in der Demokratie. Und dazu gehört auch, dass ein Mitglied der Bundesregierung offensichtlichen Stuss von sich geben darf. Das hat Jens Spahn getan, als er im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung davon sprach, öffentlich-rechtliche Journalisten sollten auch in privaten Tweets Zurückhaltung an den Tag legen. Wie wenig durchdacht das war, zeigten die Reaktionen. So warfen bekannte Fernsehjournalisten dem Minister vor, keine Ahnung von der journalistischen Gattung des Kommentars zu haben und nicht die Grundlagen von Journalismus in demokratischen Ländern zu kennen. Und was macht der Kritisierte: gar nichts. Spahn schweigt. Das ist in kontroversen Debatten immer ein Fehler. Wenn ihn ein politischer Neuling im Bundeskabinett begeht, dem großer politischer Ehrgeiz nachgesagt wird, kann das nur bedeuten: Spahn wollte mal einen Stein ins Wasser werfen, um die Höhe der entstehenden Wellen zu testen. Wenn er so Politik machen will, muss Jens Spahn aufpassen, dass er sich an den Wellen nicht irgendwann verschluckt. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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