Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Türkei

Nicht zu früh freuen

02.01.2018

Der türkische Außenminister sendet Entspannungssignale nach Berlin: Deniz Yücel könnte frei kommen, wenn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ihn freispricht. Und was ist mit den übrigen 150 eingesperrten Journalisten?

Freiheit für Deniz Yücel! Foto: taz

Was für ein Pfundskerl der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel ist, das erfahren wir gerade aus dem Mund seines türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu. Dabei geht es nicht um echte Gefühle oder den Wahrheitsgehalt solcher Aussagen, sondern um das damit verbundene politische Signal. Cavusoglu ist um Entspannung in den bilateralen Beziehungen bemüht. Es könnte sein, dass der inhaftierte "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel schon bald freikommt, lässt er wissen. Wie bitte? Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Voraussetzung wäre ein entsprechender Freispruch des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Die Türkei habe, so der Außenminister, die europäischen Urteile immer anerkannt. Wenn das so käme, wäre das in der Tat ein Durchbruch - und ein Riesenglück für Yücel, der seit vielen Monaten ohne Anklage hinter Gittern sitzt. Dann wäre kein Journalist mit deutscher Staatsangehörigkeit mehr in der Türkei in Haft. Aber immer noch 150 Korrespondenten, die so wie Yücel angeblich den Terror unterstützt haben sollen oder die Gülen-Bewegung. Wenn Yücel entlassen wird, dann muss das gleiche für die anderen Journalisten gelten. Erst dann, keinen Tag vorher, kann von Entspannung des Verhältnisses die Rede sein. Deutsche Politiker sollten besser nicht zu früh jubeln. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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