Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Satire

Nichts zu lachen

03.01.2019

Mit ihrem diesjährigen Silvesterpunsch brachte die Neue Osnabrücker Zeitung einige Gemüter kräftig in Wallung. Angeblich sollen auf Karussells Autos und exotische Tiere verboten werden, hieß es in dem Satiretext, den manche für bare Münze nahmen.

"Bento"-Bericht über NOZ-Satire: pädagogischer Zeigefinger. Screenshot: DJV

Das passte manchen aufgebrachten Lesern und Nutzern sozialer Netzwerke überhaupt nicht in den Kram: Bento, das Jugendformat von Spiegel Online, machte im Netz öffentlich, was die Leser der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) längst wussten: Der Artikel "Karussellautos sind jetzt tabu" war Satire. Die Zeitung hatte berichtet, Schaustellern sei von der Stadtverwaltung mitgeteilt worden, dass ab 1. Januar 2019 auf Kinderkarussells nur noch "Modelle von Fahrrädern, Nutztieren, Kutschen sowie Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs" genehmigungsfähig seien. Kleine Autos, Lkw's, Motorräder oder exotische Tiere seien künftig verboten. Der Grund: die pädagogische Wirkung auf Kinder. Der Bericht, journalistisch-sachlich abgefasst, fand sich nur in der gedruckten Ausgabe, nicht auf den Digitalseiten der NOZ. Im Netz tauchte aber schon sehr bald ein Faksimile auf, das Kreise zog. "Der grüne Terror geht auch in 2019 weiter" hieß es in Twitter, und: "Der alltägliche WAHNSINN greift immer mehr um sich und hat jetzt OSNABRÜCK erfasst." Dass es sich bei dem Karussell-Bericht um Satire handelte, wie sie seit sechs Jahren unter der Rubrik "Silvesterpunsch" in der NOZ läuft, kam erst durch den Bento-Bericht heraus. Aber anstatt über den gelungenen Fake herzhaft zu lachen, rutschte Bento am Schluss des eigenen Berichts leider der pädagogische Zeigefinger heraus: "Schwierig wird es erst, wenn die Albernheiten aus dem Lokalteil einer Zeitung ins Netz wandern – und dann von Menschen ernst genommen werden, die den Lokalteil nie in der Hand hatten." Ergo: Auch 2019 gibt es Menschen, die zum Lachen in den Keller gehen. Schade eigentlich. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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