Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Qualität contra Konkurrenz

09.01.2020

Die erste Nachricht über ein Ereignis bestimmt die Einschätzung durch den Leser. Eine Binsenweisheit? Im Konkurrenzkampf der Medien mit Twitter und Facebook wächst die Verantwortung der Journalisten.

Skandal: Erste Nachricht bleibt hängen. Foto: CNN Türk

"Spiegel"-Kolumnist Sascha Lobo hat sich gerade ausführlich mit den "Praecox-News" befasst, wie er die Nachrichten nennt, die auf meist dünner Faktengrundlage schnell rausgehauen werden. Dass nicht nur soziale Netzwerke groß darin sind, mal schnell etwas zu behaupten, macht er klar. Und viele Journalisten kennen aus ihrem Redaktionsalltag das Spannungsfeld zwischen Aktualität und Sorgfalt zur Genüge. Immer wieder werden Nachrichten veröffentlicht, für die es keine zweite Quelle gibt. Na und, sagen da vielleicht manche. Man kann doch auf den Digitalseiten ein Update nach dem anderen veröffentlichen. Ja, kann man, aber Lobo hat herausgefunden, dass die erste Nachricht bei vielen Lesern haften bleibt. Als Beispiel nennt er das Bowling Green-Massaker, von dem Donald Trumps Medienberaterin Kellyanne Conway Anfang 2017 schwafelte. Kurz danach nahmen mehr als die Hälfte der Trump-Wähler dieses Massaker für bare Münze. Das Problem daran: Es gab kein Bowling Green-Massaker. Was folgt daraus? Vor allem mehr Verantwortung für die Redaktionen in Zeiten von Social Media. Die recherchierte Information ist das Alleinstellungsmerkmal des Journalismus. Journalisten müssen der Versuchung widerstehen, den Wettkampf um Aktualität gewinnen zu wollen. Denn mit Falschmeldungen setzen sie die Glaubwürdigkeit des Journalismus aufs Spiel. Heute mehr denn je. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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