Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Wahrheitssucher

Seehofer will twittern

03.08.2018

Die journalistenfeindlichen Tweets von US-Präsident Donald Trump müssen den bayerischen CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer mächtig beeindruckt haben: Jetzt kündigte er an, Twitter bald intensiv nutzen zu wollen. Au weia.

Horst Seehofer: auf Wahrheitsmission. Foto: Reto Klar

Uns Journalisten bleibt aber auch nichts erspart. US-Präsident Donald Trump, der seit langem schon Kritik an sich und seiner Politik als Fake News abtut, legte gestern einen höheren Gang ein. Bei einer Kundgebung in Pennsylvania nannte er Journalisten "entsetzliche, abscheuliche Leute", weil sie ständig Geschichten erfänden und die Berichterstattung über ihn "nur negativ" sei. Und die Medien seien "die Feinde des Volkes". Das ist schon schlimm genug, betrifft Journalisten hierzulande aber im Alltag eher nicht so. Die deutschen Journalistenhasser in Twitter sind nicht prominent, gehören meist in die Kategorie "arme Irre". Das kann sich bald ändern, denn jetzt hat Horst Seehofer angekündigt, den Kurznachrichtendienst bald intensiv nutzen zu wollen. "Ich fange wahrscheinlich Ende August selbst das Twittern an", sagte er am Donnerstagabend in einer Bierzelt-Rede im oberbayerischen Töging am Inn. Warum? Die Antwort lieferte er gleich mit: "Ich sehe mich jetzt gezwungen, weil manche Wahrheiten ich sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung bekomme." Das riecht nach Trump. Seehofer glaubt, dass die Journalisten ihn abschießen wollen. Die dürften sich schon mächtig auf seine "Wahrheiten" freuen, mit denen er Twitter bereichern will. Warum nur hat eine solche Ankündigung in Deutschland etwas von einer großen Gaudi? Ob es an Seehofer liegt? Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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