Foto: Henning Riemer
Vom "nettesten Menschen der Welt" war gar zu lesen. Preiswürdig nett sozusagen. Das lässt aufhorchen: Ein besonders netter Mensch, der sich als besonders großer Lügner entpuppt, wirft einen
Schatten des Zweifels auf alle netten Menschen. Sind die vielleicht alle gar nicht nett? Sagt der eine etwas über alle aus?
Wir sollten künftig alle netten Menschen verdächtigen, sicherheitshalber. Nettigkeit könnte ja nur Fassade sein. Eine Masche, um Geld und Anerkennung zu verdienen. Wir sollten deshalb alle netten Menschen künftig als
Lügenmenschen brandmarken, damit niemand mehr auf sie hereinfällt. Das ist die einzig mögliche Konsequenz, wenn man einen auffallend netten, nun aber als das Gegenteil entlarvten Menschen als Vertreter aller Netten betrachtet.
Wer das nicht tut, hat begriffen, dass die Fallhöhe des Relotius-Skandals nicht darin besteht, dass Relotius exemplarisch für den Journalismus ist. Claas Relotius steht exemplarisch für den Verrat an den Grundwerten seiner Branche. Und das ist gar nicht nett.
Ein
Kommentar von
Sebastian Huld.
