Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Madsack

Zentralisierung verteidigt

18.06.2018

Mahnende Worte des Bundespräsidenten: Die Verlagspolitik der Zentralisierung überschattete das 125-jährige Firmenjubiläum.

Harsche Kritik, harte Worte sind nicht das Geschäft eines Bundespräsidenten. Schon gar nicht des amtierenden Staatsoberhaupts. Frank-Walter Steinmeier beherrscht schließlich als ehemaliger Bundesaußenminister die Floskelsprache der Diplomatie perfekt. So auch beim 125-jährigen Firmenjubiläum des Medienkonzerns Madsack am vergangenen Freitag, wo Steinmeier ein Grußwort hielt. "Wenn immer mehr Zeitungen von einer Redaktion beliefert werden, steigt die Verantwortung", führte er vor den Festgästen aus. Damit sagte er nicht, dass die Journalisten des RedaktionsNetzwerks Deutschland, das viele Zeitungstitel des Konzerns mit Inhalt beliefert, einen schlechten Job machen. Wie denn auch, arbeiten dort schließlich erfahrene Medienprofis, die das Wort Qualitätsjournalismus täglich mit Leben füllen. Aber seine Mahnung durfte durchaus als verklausulierte Kritik an der Geschäftspolitik des Hannoveraner Verlags verstanden werden, der seit fünf Jahren gegen alle Widerstände einen harten Zentralisierungskurs durchsetzt. Begründet wird das - wie immer bei Verlagen auf Sparkurs - mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Redaktionelle Arbeitsplätze wurden abgebaut, die Medienvielfalt radikal beschnitten, die publizistische Verantwortung des Verlags auf die Zentralredaktion zurückgefahren. Grund zum Feiern bieten da nur die schwarzen Zahlen des Konzerns. Für Madsack-Chef Thomas Düffert scheinen sie die einzige Größe zu sein, die ihm wichtig ist. Denn bei der Jubiläumsfeier sagte er: "Die pure Existenz einer Regional- oder Lokalzeitung sollte uns wichtiger sein als der vermeintliche Rückgang der Pressevielfalt im Überregionalen." So kann man sich eine harte Sanierungspolitik schön reden.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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