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Facebook

345 Dollar für die Privatsphäre

01.03.2021

Das soziale Netzwerk Facebook ist zur Zahlung von 650 Millionen Dollar verurteilt worden, weil biometrische Daten von Nutzern ohne deren Wissen gesammelt wurden. Für jeden einzelnen Betroffenen springen gerade mal 345 Dollar heraus.

Damit rechnet jeder Facebook-Nutzer, für den Datenschutz kein Fremdwort ist: Wer sich wann bei dem Netzwerk einloggt, wie lange er oder sie drin bleibt, von welchem Gerät das Log-in erfolgt und welche Inhalte gepostet werden, wird aufgezeichnet und gespeichert. Und natürlich auch, wer mit wem befreundet ist, welche Postings durch die Decke gehen und welche weitgehend unbeachtet bleiben. Das ist der Preis, den die Nutzer von Social Media bereit sind zu zahlen - entweder aus Unwissenheit oder notgedrungen, weil die Alternative heißen würde: kein Facebook, keine Kontakte in der digitalen Welt.
Dass der Konzern aber noch viel mehr gesammelt hat, kam vor einigen Jahren in den USA heraus. Der Vorwurf: Facebook soll biometrische Daten von 1,6 Millionen Nutzern gespeichert haben, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen. Der Fall landete vor den Schranken der Justiz im US-Bundesstaat Illinois. Jetzt wurde Recht gesprochen: Facebook zahlt den Betroffenen Entschädigungen in Höhe von insgesamt 650 Millionen Dollar. Das hört sich nach einer riesigen Summe an. Ist es aber nicht, denn pro Person macht das gerade mal läppische 345 Dollar. Ein Mini-Betrag dafür, dass die Nutzer Zeit ihres Lebens ausgespäht werden können, in Bruchteilen einer Sekunde erkennbar sind, auf Schritt und Tritt überwachbar sind.
Das ist kein gutes Urteil, sondern die Einladung an andere Tech-Konzerne, es so wie Facebook zu machen. 345 Dollar hat selbst das kleinste Start-up in der Portokasse.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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