Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Türkei

Anzeichen von Entspannung?

17.07.2018

In der Türkei wurde der Cumhuriyet-Büroleiter Erdem Gül vom Vorwurf des Geheimnisverrats freigesprochen. Gibt das Anlass zur Hoffnung für die Prozesse gegen kritische Journalisten?

Erdem Gül, Leiter der Ankara-Redaktion von Cumhuriyet, hatte zusammen mit Chefredakteur Can Dündar über Waffentransporte der Türkei nach Syrien recherchiert. Das war den beiden Top-Journalisten zum Verhängnis geworden. Die Ermittler klagten sie an, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan trat als Nebenkläger auf. Can Dündar lebt jetzt in Deutschland, von wo aus er verfolgen kann, wie die Journalisten seiner Zeitung drangsaliert werden. Nach wie vor steht er selbst unter Anklage. Das Berufungsverfahren von Erdem Gül endete jetzt mit einer Überraschung. Das Strafgericht in Istanbul sprach ihn vom Vorwurf des Geheimnisverrats frei. Ein Zeichen der Hoffnung? Geht womöglich sogar die juristische Journalistenhatz in der Türkei zu Ende? Der Freispruch ist nur schon deshalb außergewöhnlich, weil ein Gericht den Mut hatte, sich über den Willen des türkischen Präsidenten hinwegzusetzen. Es steht zu befürchten, dass das Urteil eine Eintagsfliege ist. Gegen Can Dündar läuft das Verfahren weiter und 18 ehemalige Cumhuriyet-Journalisten wurden erst kürzlich zu Freiheitsstrafen verurteilt. Wenn sich an diesen Urteilen etwas ändern soll, dann wohl erst nach Jahren. Journalisten in der Türkei leben weiterhin gefährlich. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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