Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Nawalny-Attentat

Ein journalistischer Super-Coup

22.12.2020

Ein Team internationaler Top-Journalisten hat die mutmaßlichen Attentäter enthüllt, die Kremlkritiker Alexej Nawalny umbringen wollten. Sie waren auch dabei, als Nawalny jetzt mit den Attentätern telefonierte.

Attentatsopfer Nawalny: Spieß umgedreht. Foto: picture alliance/AP Pavel Golovkin

Davon träumt jeder Journalist: einmal eine Story am Haken haben, die Geschichte schreibt. Für ein Team internationaler Top-Journalisten ging der Traum in Erfüllung. Monate nach dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gelang es den Rechercheuren von Bellingcat, Spiegel und anderen, die Attentäter zu identifizieren. Acht Geheimdienstagenten vom FSB sollen demnach den Giftanschlag geplant und durchgeführt haben. Namen und Fotos der Täter wurden international veröffentlicht. Und Russlands Präsident Wladimir Putin bestritt in seiner Pressekonferenz vor wenigen Tagen nicht die Rechercheergebnisse.
Doch damit nicht genug: Weil die Journalisten dem Opfer ihre Rechercheergebnisse vor der Veröffentlichung mitteilten, nutzte Nawalny die Gelegenheit und telefonierte in Anwesenheit der Journalisten mit den Attentätern. Er stellte sich vor und fragte, "warum Sie mich umbringen wollten". Einer der Agenten war mitteilsam. Nawalny telefonierte 49 Minuten lang mit dem Agenten Konstantin Kudryavtsev. Das Gespräch kann auf der Seite von Bellingcat angehört werden.
Ein journalistischer Coup der Extraklasse. Herzlichen Glückwunsch, liebe Kollegen. Von solchen Geschichten brauchen wir mehr.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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