Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Demonstrationen

Embedded Berichterstatter

24.08.2020

Für die Corona-Demo am kommenden Samstag in Berlin sollen sich Journalisten akkreditieren, empfiehlt der Veranstalter, und sich Deeskalationsteams anschließen. Das hatten wir schon mal: beim Irak-Krieg der USA 2003.

Berichterstattung unter Corona-Bedingungen. Foto: Anja Cord

Das muss man den Veranstaltern der Anti-Corona-Proteste lassen: Sie sind lernfähig. Die Organisation Querdenken 711 hat offenbar begriffen, dass der vernünftige Teil der Gesellschaft die Corona-Leugner für durchgeknallt hält und dass Journalisten nach gemachten Erfahrungen bei den Demos mit Übergriffen und Attacken rechnen. Am kommenden Samstag soll es in Berlin wieder zur Sache gehen: Für eine Großdemonstration für Frieden und Freiheit wird bundesweit geworben. Am Vortag soll bereits eine Vor-Demo zum Einstimmen stattfinden.
Die Veranstalter denken dabei scheinbar fürsorglich an die Journalisten, die berichten wollen. Für eine Demonstration im öffentlichen Raum sollen sich Berichterstatter akkreditieren. Und wer es besonders sicher mag, kann sich von einem Deeskalationsteam begleiten lassen. Damit nicht genug: Demonstrationskleidung kann man kostenpflichtig bestellen. Ein T-Shirt gibt es für sage und schreibe 39,90 Euro. Fan-Artikel für Corona-Leugner.
Um es hier klipp und klar zu sagen: Kein Journalist und keine Journalistin muss sich in Deutschland zu einer Demonstration im öffentlichen Raum anmelden. Und "Deeskalationsteam" stinkt geradezu nach "Embedded Journalism". Wir sind aber nicht im Irak, wo Kriegsberichterstattung lebensgefährlich war, sondern in Berlin. Für die Sicherheit von Journalisten ist hierzulande immer noch die Polizei verantwortlich. Wer sich auf diesen Unsinn einlässt, ist selber schuld.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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