Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Politik versus Journalismus

Harte Attacken gegen Springer-Blätter

26.02.2018

Ulrich Kelber, SPD-Abgeordneter und Staatssekretär im Justizministerium, schwingt die Keule gegen BILD und Welt. Die Springer-Zeitungen seien Sprachrohre der AfD. Das geht zu weit, Herr Kelber!

Ulrich Kelber: Daneben gegriffen. Foto: Julia Nowak DBT

Der Mann ist kein Neuling in der Politik. Ulrich Kelber gehört seit mehr als 17 Jahren dem Deutschen Bundestag an. 2013 wurde er zudem parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium. Vielleicht ist er derzeit ein wenig aufgeregt wegen des ungewissen Ausgangs des SPD-internen Abstimmungsprozesses zur Großen Koalition. Oder vielleicht hatte er am Freitag einfach einen schlechten Tag, als er in seinem regelmäßig veröffentlichten "Infobrief" über "Springers Angriff auf die liberale Demokratie" schwadronierte. Zunächst ging er auf die unterschiedliche redaktionelle Behandlung von Mitgliedervoten in den Parteien durch BILD und Welt ein, bemühte die "Titanic"-Satire gegen BILD und kam dann zu dem Schluss, die beiden Zeitungen seien "die Sprachrohre für die AfD-Ideologie geworden". Die Begriffe "rassistisch" und "völkisch", die zunächst in seinem Beitrag standen, zog Kelber am Wochenende zurück. Aber er blieb dabei, dass Themenwahl und -gewichtung durch BILD und Welt der AfD nützten und Politikverdrossenheit schürten. Bei aller berechtigten Kritik an BILD: Ist es die Aufgabe eines parlamentarischen Staatssekretärs, die Keule gegen zwei Zeitungen zu schwingen? Und riecht es nicht ziemlich stark nach dem Versuch, von eigenen politischen Versäumnissen abzulenken, wenn ein Repräsentant der bisherigen Regierungspartei SPD einen Zusammenhang zwischen dem Boulevardjournalismus und dem Einzug der AfD in den Bundestag herstellt? Wo Publikationen, auch die von Springer, gegen journalistische Prinzipien und medienethische Grundwerte verstoßen, muss das angeprangert werden - beim Deutschen Presserat. Pauschale Verurteilungen wie die von Ulrich Kelber führen nicht weiter. Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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