Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

DJV Blog

Soziale Netzwerke

Problem der Information

20.04.2021

Wie halten es die sozialen Netzwerke mit dem Journalismus? Offenbar schlecht. Die Medien interessiert das Thema aber nicht - leider.

Dass soziale Medien Algorithmen bei der Suche nach Hasskommentaren und Schlimmerem einsetzen, kann nicht verwundern. Bei Milliarden von Postings dürfte es schier unmöglich sein, die Kontrolle über die Inhalte Menschen zu überlassen. So weit, so nachvollziehbar. Problematisch wird es, wenn zeitgeschichtliche Fotos verschwinden, weil der Algorithmus zu viel Haut erkannt hat. Oder wenn in journalistischen Texten Begriffe auftauchen, die offenbar auf dem Kodex der bösen Worte stehen.
So geschehen am vergangenen Wochenende, als Frank Überall, DJV-Bundesvorsitzender, in seiner Eigenschaft als freier Journalist einen seiner Artikel auf Facebook postete, in dem das Wort "Zigeuner" auftauchte. Weder fahrlässig noch diskriminierend gemeint, sondern weil sich der porträtierte Musiker selbst so bezeichnet. Schließlich wurde Überalls Account für 24 Stunden gesperrt. Erst nach einem Gespräch mit einem leibhaftigen Facebook-Mitarbeiter wurde die Sperre vorzeitig aufgehoben.
Was sich der Mediengigant da geleistet hat, war ein massiver Eingriff in die Pressefreiheit. Darüber haben sich in der Netzwelt Tausende Menschen zu Recht aufgeregt. In den klassischen Medien hingegen niemand. Das Thema war keine Berichterstattung wert. Und das obwohl bekannt ist, dass sich inzwischen 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen ausschließlich in sozialen Medien informieren. Wenn dort nur noch Algorithmen darüber entscheiden, was die User sehen dürfen und was nicht, werden die Netzwerke zum Problem der Information.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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