Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Fox News

Nur die Kohle zählt

01.03.2023

Ein Gerichtsprozess in den USA bringt es ans Licht: Bei Fox News glaubte niemand an die Lügengeschichte von Donald Trump über die angeblich gestohlene Wiederwahl. Trotzdem strickte der Sender kräftig an der Legende.

Dass Medientycoon Rupert Murdoch alles andere als ein Ehrenmann ist, weiß die Weltöffentlichkerit spätestens seit dem Skandal um die Überwachungen von Telefonaten durch sein Boulevardblatt News of the World. Das war vor mehr als 10 Jahren. Tatort: Großbritannien. Der Unternehmer musste sich damals peinlichen Fragen stellen - und gab den reuigen Sünder. Die Zeitung machte er dicht, die Methoden im Murdoch-Reich wurden indes kein bisschen gesitteter.
Das weiß jeder, der sich schon mal eine Stunde Fox News angetan hat. In den USA erreicht der Murdoch-Kanal ein Massenpublikum. Q-Anon-Anhänger, Trump-Wähler und Verschwörungsideologen finden bei Fox News ihren Heimatsender. Dessen Devise scheint zu sein: Verpeilte aller Länder, guckt uns!
In einem Gerichtsverfahren wurde jetzt deutlich, dass Rupert Murdoch keineswegs mit Herz und Überzeugung hinter Trump steht - im Gegenteil: Er hält den Ex-Präsidenten für einen Trottel und das Märchen von der gestohlenen Wiederwahl für ein Märchen. Dass "sein" Sender trotzdem Trump-Anhängern und -Beratern viel Sendezeit einräumt, die sie für die bekannten Lügengeschichten nutzen, schob Murdoch auf die Journalisten des Senders. Es gilt jedoch als offenes Geheimnis, dass ein Fingerzeig des Alten reicht, um das Ruder herumzureißen.
Klar geworden ist, dass Murdoch es sich nicht mit den Trump-Fans verscherzen will. Bleiben sie Fox News fern, sinken die Einschaltquoten und damit die Einnahmen. Und darum geht es schließlich im Murdoch-Imperium zuerst. Was zählt da noch journalistische Qualität? taz-Autor und DJV-Landesvorsitzender Steffen Grimberg kommt deshalb zu dem Schluss, dass "ein öffentlich-recht­liches Mediensystem eine zwar nicht perfekte, aber ziemlich gute Idee ist". Recht hat er.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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