Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Anschlag

Putins Musterschüler

08.07.2021

Der türkische Präsident lernt offenbar von seinem Moskauer Kollegen: In Berlin wurde ein türkeikritischer Exiljournalist in seiner Wohnung angegriffen und verletzt. Parallelen zum Fall Skripal?

Erk Acarer heißt der Kollege, der in seiner Wohnung in Berlin von mehreren Männern überfallen und verletzt wurde. Nach der Tat behauptete der Journalist, dass er die Täter kenne. Acarer lebt seit vier Jahren in Deutschland. In der Türkei war er für seine regierungskritische Haltung bekannt, stand im Visier des Regimes.
Dass ein geflohener Journalist aus der Türkei in seinem Zufluchtsland überfallen wird, ist neu. Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, sprach gegenüber dem Spiegel von einer direkten Botschaft des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan, der damit deutlich machen wolle, dass die Türkei einen regimekritischen Journalisten sogar in Berlin angreifen könne.
Das erinnert an den Fall Skripal, der für internationale Verwicklungen sorgte, als zwei russische Dissidenten in ihrem Exilland Großbritannien vergiftet wurden und nur knapp überlebten. Als Auftraggeber des Giftanschlags wird Kreml-Chef Wladimir Putin vermutet. In puncto Unterdrückung Andersdenkender nehmen sich Erdogan und Putin nicht viel. Man darf gespannt sein, wie die Bundesregierung auf den Überfall in Berlin reagiert. Und ob sie überhaupt reagiert.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


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