Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

DJV Blog

Afghanistan

Raus und rein

06.09.2021

Unzählige Journalisten fliehen aus Afghanistan oder haben das bereits getan. Gleichzeitig kehren die ersten internationalen Korrespondenten zurück. Wie passt das zusammen?

Ronzheimer in Afghanistan: Personenkult. Screenshot: turi2

Die Berichte sind zum Teil erschütternd. Journalistinnen und Journalisten, die mit ihren Medien am Aufbau eines demokratischen Afghanistan beteiligt waren, suchten seit dem Einzug der Taliban in Kabul Hilfe im Ausland. Sie schickten Mails an alle Journalistenorganisationen, die sie kannten. Allein bei der Internationalen Journalisten-Föderation gingen in kurzer Zeit 2000 Hilferufe ein. Tenor: Holt uns hier raus! Und auch bei uns vom DJV vergeht kein Tag ohne neue Mails von den Verfolgten. Wie viele von ihnen es ins Ausland geschafft haben? Unbekannt. Wie viele sich nach dem Ende der Rettungsflüge auf dem Landweg abzusetzen versuchen? Unbekannt. Sie alle eint die Angst vor der Rache der Islamisten, die sich in öffentlichen Statements bislang handzahm geben.
So handzahm, dass es zwei deutsche Journalisten jetzt gewagt haben, in das Land einzureisen. Zuerst war der stellvertretende BILD-Chefredakteur Paul Ronzheimer vor Ort. Auf dem Landweg war er hineingekommen. Gleiches gilt für Markus Spieker, der seit gestern für die ARD aus der afghanischen Hauptstadt berichtet. Unabhängig voneinander sagen Ronzheimer und Spieker, dass sie keine Feindseligkeit gespürt hätten. Ronzheimer spricht gar von einem "Personenkult" um sich.
An Erfahrung dürfte es ihnen nicht mangeln. Die Öffentlichkeit hat den Nutzen von ihren Berichten aus dem Land. Denn nach wie vor ist es ein Unterschied, ob ein Korrespondent vor Ort ist oder mit Agenturmaterial arbeiten muss. Aber klar ist auch: Keine Geschichte ist es wert, dafür sein Leben zu opfern. Liebe Kollegen, passen Sie auf sich auf!
Ein Kommentar von Hendrik Zörner


Newsletter

Cookie Einstellungen