Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Plagiate

Schluss mit der Umsonst-Mentalität

04.08.2021

Dass die Plagiate von Spitzenpolitikern schlagzeilenträchtig sind, zeigt zweierlei: Erstens, es ist Wahlkampf. Zweitens, das Urheberrecht ist den ertappten Buchautoren schnuppe.

Mit Annalena Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" brach die Welle los. Die Druckerschwärze war noch nicht ganz getrocknet, da behauptete Plagiatsjäger Stefan Weber, Baerbock habe abgeschrieben und das nicht kenntlich gemacht. Dessen Funde zogen sich über mehrere Tage hin und brachten die Grünen-Kanzlerkandidatin in die Bredouille - so sehr, dass die Grünen einen bekannten Medienanwalt einschalteten. Schließlich gab sich Baerbock reumütig, entschuldigte sich. Dann fing ihr Urlaub an und die Republik hatte mit der Delta-Variante und der Hochwasserkatastrophe andere Probleme.
Ein Buch geschrieben hat auch Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der Union. Seine Autorentätigkeit liegt schon so lange zurück, dass sein Buch längst nicht mehr im Handel verfügbar ist. "Die Aufsteigerrepublik - Zuwanderung als Chance" heißt sein Werk. Und so wie seine Konkurrentin Baerbock hat auch Laschet offenbar abgeschrieben. Und auch hier wieder: Entschuldigung.
Fehler sind menschlich und Entschuldigungen zu akzeptieren. Aber wie konnte es überhaupt dazu kommen? Das flinke Copy & Paste kann nur da funktionieren, wo Texte im Internet frei verfügbar sind. Aber die freie Verfügbarkeit legitimiert keine Verstöße gegen das Urheberrecht. Und die liegen nun mal vor, wenn ein Promi unter dem eigenen Namen ein Buch herausbringt, mit dem Gewinne erzielt werden. Das sollten Polit-Profis eigentlich wissen. Oder kennt in den Reihen von Grünen und Union niemand das Urheberrecht?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
 


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