Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Crowdfunding

Von Nichts kommt Nichts oder der Sieben-Punkte-Plan

14.12.2012

Gehen Sie gleich wieder schlafen, meint unser Kommentator



Wirtschafts-, Finanzkrise? Griechenlandkatastrophe, Medienpleite, Insolvenzverfahren und Liquidationen? Stöhnen nicht Bildjournalisten (und nicht nur sie, ja selbst Verleger) über die Erstarrung des Medienmarktes, ausbleibende Aufträge, Stornos ohne Ende?

Gibt´s nicht, scheint es in der schönen Welt des Crowdfunding. Wenn der Auftraggeber nicht mehr zahlt, so kann es die Crowd tun. Über diverse Spendenplattformen kommt das Geld bequem ins Haus, sobald ein attraktives Projekt ans Pinnboard geheftet wurde.

Gehen Sie lieber gleich wieder schlafen, wenn das Ihre Hoffnung ist. Diejenigen (Ausnahme: schon bekannte Publizisten, die sich ihre Popularitätsdividende abholen können), die wirklich Geld mit Crowdfunding gemacht haben, mussten heftig dran arbeiten. Richtig viel.

Der ungefähre Sieben-Punkte-Plan:


1. Eine Idee, die in einer bestimmten Interessengruppe "zieht". Am besten in einer Community, in der Sie schon einen Namen haben.

2. Das Projekt sollte so individuell auf Sie zugeschnitten sein, dass das Bekanntwerden der Recherche-Idee nicht Kopisten auf den Plan ruft. Oder faktisch unkopierbar ist. Denn was haben Sie davon, wenn Sie nach drei Monaten 10.000 Euro auf dem Konto haben, der Konkurrenzsender das Thema aber toll gefunden und schon fertig produziert hat?

3. Stellen Sie das Projekt vor, ausführlich, erläutern Sie den Ansatz, die Methode. Doch das ist erst der Anfang.

4. Erfolgreiche Crowdfunder haben sich neben der Seite des Crowdfunding-Anbieter oft auch noch eine eigene (mindestens Wordpress-)Internetseite zugelegt, auf der noch viel mehr Informationen rund um das Vorhaben und vor allem auch die eigene Person zu finden ist.

5. Bauen Sie um Ihr Vorhaben ein Kommunikationssystem auf: Kommentarsysteme, Fanseiten (Facebook), Twitteraccount, Newsletter, auch telefonische Anrufe, auch mal echte Postschreiben.

6. Informieren Sie beständig über den Fortgang der Aktion, berichten Sie über Großspender oder positive Kommentare.

7. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn dennoch niemand anbeißt. Dann lag es vor allem wohl daran, dass Punkt 1 nicht so ganz gestimmt hat.

Nach der Lektüre der sieben Punkte dürfte klar sein: Crowdfunding ist kein Spaziergang, sondern echte, harte Arbeit. Wie gesagt mit der Ausnahme der ohnehin schon (Halb-)Prominenten, bei denen eine halbe Handbewegung genügen dürfte (insofern auch eine Idee: Sprechen Sie doch Prominente an, ob Sie für eine Idee, die in ihrem Sinne ist, eine Crowdfunding-Aktion für das Projekt durchführen dürfen).

Ansonsten gilt: Von Nichts kommt Nichts. Auch Crowdfunding-Plattformen werden Sie nicht zum Jagen tragen.

Wie übrigens die Sache mit dem Weihnachtsmann (in Wirklichkeit) funktioniert, wollen wir gleichwohl an dieser Stelle nicht auch noch verraten...


Ihr Gustav Goldstein (der Redaktion des freienblogs bestens bekannt)







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