Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Glosse mit Maske (IV)

Wieso drei Personen mit der Kamera im Stadion? Warum so viele?

13.05.2020

Kürzlich hörte ich davon, dass sich Sportfotografen darüber beschweren, nur noch drei von ihnen dürften jetzt in die Fußballstadien, alle anderen müssten draußen bleiben. Das alles sei richtig schlimm für die Sportfotografie, sogar ein schwerster Eingriff in die Pressefreiheit.

Ich verstehe die Leute nicht, ganz ehrlich.

Natürlich muss ich einleitend auch sagen, ich verstehe an sich ohnehin nichts vom Fußball, aber wie es ja so scheint, tut das ja heutzutage niemand mehr so richtig. Weil, also wenn man schon wenige Fotografen aufs Feld stellt, dann müssten es doch eigentlich zumindest vier sein, denn so ein Fußballfeld hat doch eigentlich vier Ecken. Aber lassen wir das, vielleicht spielt man im Rahmen von Corona-Krise jetzt ohnehin eher in einer Art Bermuda-Dreieck.

Drei Fotografen, aber wieso überhaupt so viele? Im Prinzip braucht man heutzutage überhaupt keine externen Fotografen! Die TV-Bilder sind doch so hochgradig aufgelöst, dass sich daraus ganz einfach ein printfähiges Bild produzieren lässt.

Perspektive, Perspektive, rufen Sie jetzt natürlich und meinen, die Fotos müssten doch etwas besser geerdet sein, so am Boden wie der Fußball jetzt halt.

Wenn es denn unbedingt Fotos aus Bodenperspektive sein müssen, geht es doch trotzdem ohne Fotografen! Beziehungsweise, heutzutage ist doch jeder Fotograf. Das ganze Drumherum um so ein Spiel in Stadium (ich meine nicht das Publikum, das darf ja nicht mehr rein), da gibt es so viele Leute vom Trainer bis zum Sicherheitspersonal, die haben doch alle ein Handy. Die können doch auch mal fotografieren und in irgendeinen Fotopool liefern, wo sich die Presse das dann runterziehen kann!

Aber vielleicht fragen Sie, vielleicht ist die Anwesenheit von Trainern und solchen Sicherheitsleuten demnächst auch aus Hygienegründen verboten, was machen wir denn dann?

Kein Problem, wir statten einfach die Spieler mit Kamera oder Bodycam aus! Da wird die Qualität der Bilder erst mal richtig sensationell gut, ganz ohne Fotografen! Stellen Sie sich vor: so ein Elfmeter aus der Perspektive des Torwarts fotografiert, das gab es noch nie!

Jetzt werden Sie wieder sagen, das geht doch nicht, das ist zu schwierig. Der muss sich doch auf den Ball konzentrieren und kann nicht noch an einer Kamera herumhantieren!

Natürlich sind das Abwägungsfragen. Was geht vor, das Spiel oder die Presse? Eine geradezu berufsethische Frage! Wobei das die Münchener Feuerwehr (und nicht nur diese) bekanntlich auch so macht, die fotografieren auch selbst!

Ja, sagen Sie, die haben aber eine eigene Einsatzgruppe (oder so ähnlich) von Feuerwehrleuten, die sich komplett auf die Pressearbeit mit Fotos und so weiter spezialisiert haben, also zum Löschen im Prinzip gar nicht kommen. Nun, könnte man antworten, so ein Bundesligaspiel braucht ja sowieso eine Feuerwehr zur Absicherung, dann kommt jetzt zu jedem Bundesligaspiel die Münchener Feuerwehr für die Brandsicherheit und zum Fotografieren!

Zu viele Leute, werden Sie einwerfen. Da haben Sie natürlich recht.

Bei genauer Betrachtung müssen eigentlich alle weg aus dem Stadion. Also nicht nur Fotografen, sondern auch Trainer, Wachpersonal, alles.

Übrigens müssen wir auch nicht alle 22 Fußballspieler auf dem Feld haben.

Es genügt ein einziger Spieler.

Wie das geht? Ganz einfach. Er muss einfach die ganze Zeit Elfmeter auf das Tor schießen. Für jede Mannschaft sagen wir 45 mal. So gehen 90 Minuten flott vorüber und am Ende hat gewonnen, wo die meisten Tore drin sind. Damit der Spieler nicht nur beim gegnerischen Tor richtig zielt, führen wir erst nach Beendigung des Spiels eine Auslosung durch, in der wir festlegen, zu welcher Mannschaft das Tor gehörte.

Aber ehrlich gesagt, ist auch noch ein einziger Spieler irgendwie ein Sicherheitsrisiko.

Die richtige Lösung ist (wie ja zuletzt auch im Fernsehen schon praktiziert), wir nehmen einfach Aufzeichnungen vergangener Spiele. Irgendwann hat ja früher schon mal Bayern München gegen Werder Bremen gespielt, da nehmen wir einfach dieses alte Spiel, das wird gesendet.

Damit die Saison noch für Überraschungen sorgt, losen wir natürlich unter den möglichen Versionen aus. Das kann dann durchaus noch eine interessante Saison werden, denken Sie an das legendäre 5 zu 2 von Werder gegen Bayern im September 2008! So wird die Corona-Krise für manche Mannschaften vielleicht zum Glücksbringer!

Jedes Spiel wird nur noch per alter Aufzeichnung geführt!

Jetzt werden Sie sagen, was ist denn bei diesem Hygienekonzept für die Sportfotografen drin?

Ganz einfach, sage ich Ihnen, da gibt es doch auch Fotos von, nehmen wir beispielsweise den September 2008, Werder gegen Bayern, sensationell. Da haben die Agenturen, aber auch einige ältere Sportfotografen noch Fotos und können die wieder verkaufen. Alles gut, für Umsatz ist gesorgt!

Aber was, fragen Sie mit Ihrer Impertinenz erneut, wird denn aus den ganzen jüngeren Sportfotografen, die keine Archivfotos haben, die von aktueller Berichterstattung leben?

Meine Güte, man muss doch eine solche Krise als Chance erkennen! Sie müssen sich neue Geschäftsfelder suchen.

Zum Beispiel eSport, der ist online und daher besonders angesagt.

Suchen Sie sich einen Hacker, der Sie in die Sportarenen der eSportler hineinhackt, und schon machen Sie ungeahnte Bilder!

Verraten Sie diese Geschäftsidee aber nicht weiter, sonst macht das jeder. Also sozusagen „unter drei“ gesagt!

Und wenn Sie überhaupt nicht online-affin sind, bleiben Sie einfach (soll man sowieso) zuhause und nutzen Sie die Zeit zum Putzen Ihrer Objektive, denn irgendwann kommt auch der Abpfiff für diese Geisterspiele, ganz bestimmt, ich denke jedenfalls. Fragen Sie Ihren Bundestagsabgeordneten.

Wie auch immer, bleiben Sie gesund!

Ihr

Alexander Alexandrowitsch Blog









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