Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Insolvenzen

Warum Zeitungen untergehen

15.11.2012

Tageszeitungen sind schon vor Erfindung des Internets vom Markt verschwunden. Wegen mangelnder Investition in Qualitätsjournalismus, das meint jedenfalls der Medienmacher Stanislav M. Propper.


Bei meinem Abschiedbesuch bei Herrn Etienne fragte ich ihn u.a., warum die „Spenersche Zeitung“, die älteste Berlins, dem Untergang geweiht sei.


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Der schlechten Spiritusberichte wegen.

Auf meine erstaunte Frage, welche Bedeutung denn diese für eine große politische Zeitung haben könnten, beeilte er sich, seinen etwas dunklen Ausspruch zu erklären:

- Eine Zeitung muss in jeder Rubrik auf der Höhe sein. Ein Chefredakteur darf sich nicht erlauben, auch die unscheinbarste Rubrik Dilettanten anzuvertrauen.

Der Leser verlangt von seiner Zeitung, dass sie ihn informiere, und auf seinem eigenen Gebiet ist Herr Neumann in Bunzlau oder Neutomischl praktische Autorität. Das Mindergewicht des Gebotenen hat Herr Neumann sofort heraus und er überträgt sein erwachtes Misstrauen auf alle Teile der Zeitung. Also lieber nicht darauf versessen sein, alle Zeitungsrubriken voll auszufüllen, als sich in die Gefahr begeben, Dilettanten sei es auch den unscheinbarstenTeil der Zeitung zu überlassen.


Die goldenen Worte Michel Etiennes könnten auch jetzt noch bei so manchen Zeitungen Anwendung finden. Der strikten Befolgung dieses Grundsatzes hatte ich in späteren Jahren den großen Erfolg meiner Zeitung zu verdanken.



Stanislav M. Propper, Gründer der russischen Zeitschrift Ogenek und der russischen Tageszeitung Börsennachrichten, in: „Was nicht in die Zeitung kam“, 1929



(Fundstück von MH)



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