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Fragwürdige China-PR

16.01.2020

Der chinesische Botschafter in Deutschland soll Dax-Unternehmen aufgefordert haben, einer PR-Postille pro China finanziell an den Start zu helfen. Gut, dass aus dem Projekt nichts wurde.

Zensur in China: "Differenzierteres" Bild malen. Foto: igfm München

Dass nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten PR in eigener Sache machen, ist nicht ungewöhnlich. Warum sollen sie nicht auch über eigene Aktivitäten informieren? Was der chinesische Botschafter in Deutschland und sein Nachfolger nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung versucht haben, ist allerdings starker Tobak. Der Diplomat ist Berichten zufolge auf mehrere Dax-Unternehmen zugegangen und hat um aktive Unterstützung einer geplanten China-freundlichen Publikation gebeten. "Chinareporter" sollte das Informationsportal heißen. Klare Absicht war demnach, das China-Bild in Deutschland zu korrigieren. Eine Viertelmillion Startkapital sollte von den Unternehmen kommen, so die Aufforderung. Dass das nicht die Schnapsidee eines Spitzenbeamten war, zeigte der Wachtwechsel in der chinesischen Botschaft: Der neue Botschafter nahm das Projekt auf und setzte bei den Unternehmen nach. Dort stieß die China-PR auf wenig Gegenliebe. Die Folge: Aus "Chinareporter" wurde nichts. Ob sich Unternehmen von solchen "Anfragen" beeindrucken lassen, ist zunächst deren Thema. Wenn aber zeitgleich mit Berichten über schwerste Menschenrechtsverletzungen in China ein PR-Dienst mit dem Auftrag an den Start gehen soll, ein differenzierteres Bild zu malen, ist äußerste Vorsicht geboten. Dann hätte nämlich das Risiko bestanden, dass der eine oder andere "differenzierte" China-Bericht Eingang in die Berichterstattung der Medien gefunden hätte. Gut, dass daraus nichts wurde! Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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