An dem Artikel scheiden sich die Geister: Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) fand heraus, dass in westdeutschen Städten Deutsche ohne Migrationshintergrund weniger als 50 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Die Headline lautete: "In deutschen Städten sieht die Mehrheitsgesellschaft ihrem Ende entgegen." Egal, wie man zu so dystopischen Einschätzungen steht: Das ist Meinungsfreiheit, ist Medienpluralismus.
Für den ehemaligen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen ist dieser NZZ-Artikel offenbar deutlich mehr. Denn auf Twitter schrieb er: "Für mich ist die NZZ so etwas wie Westfernsehen." Aha. Der Rheinländer Maaßen ist also zum DDR-Bürger mutiert, die unabhängigen und kritischen deutschen Medien sind für ihn mit der gleichgeschalteten Staatspresse der DDR vergleichbar? In sein verschrobenes Journalistenbild dürfte das hineinpassen. Es war Hans-Georg Maaßen, der 2015 die Landesverratsaffäre um Netzpolitik.org lostrat. Es war Hans-Georg Maaßen, der im September 2018 Berichte über die fremdenfeindlichen Krawalle in Chemnitz als "gezielte Falschinformation" diskreditierte, der die Veröffentlichung des Hetzjagd-Videos durch große Medien als "unseriös" brandmarkte. Die Folgen sind bekannt: Medienhasser Maaßen verlor seinen Job.
Für den Verfassungsschutz spricht er nicht mehr. Spricht er jetzt nur noch für sich? Oder für die CDU-nahe WerteUnion, der er große Sympathien entgegenbringt? Dann wäre es an der CDU-Spitze, sich erneut von Hans-Georg Maaßen zu distanzieren. Oder ist das mit der Pressefreiheit nicht so ernst gemeint?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner