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Mädelsabende oder wie man über 100.000 Follower auf Instagram bekommt

19.09.2019

Wie macht man eigentlich so richtig gute Insta-Stories? Also solche, mit denen man schnell 100.000 Follower bekommt?

 Welches Equipment und wie viel Zeit sind dafür nötig? Und warum ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt daran interessiert? Das wollten wir bei #djvbo 2019 in Leipzig von #Maedelsabende wissen. Der Insta-Kanal von WDR und FUNK hat mittlerweile 113.000 Abonnenten. Die Stories werden im Schnitt 50.000 Mal gesehen. #Maedelsabende erhielt bereits den Grimme Online Award und ist gerade für den deutschen Engagementpreis nominiert. Presenterin Angelina Boerger und Redakteurin Christina Calaminus stellten uns in der Villa Ida in Leipzig das Konzept von #Maedelsabende vor, diskutierten dann angeregt mit dem Publikum und gaben den einen oder anderen wertvollen Tipp. Achtung: Ausführliche Expertenstatements in den Stories wirken eher abschreckend. Und: Auch wer Insta-Stories macht, ist vor Shitstorms nicht sicher. Was der eine oder die andere nicht ahnte: Die Stories von Mädelsabende sind richtig viel Arbeit. Nach einer ausführlichen Vorbereitung mit Recherche der möglichen Gesprächspartner und der Planung des Ablaufs, folgt eine lange Dreh- und Schneidezeit. Bei der in Leipzig gezeigten Beispiel-Story von Angelina Boerger, dauerten Dreh und Schnitt jeweils noch einen ganzen Tag. Angelina Boerger und ihre Kolleginnen und ihr Kollege sind in der Regel alleine mit ihrem Handy unterwegs und schneiden die Geschichten dann auch alleine zuhause.  Hinter #Maedelsabende steckt ein Team von 20 Leuten, wenngleich die meisten nicht Vollzeit dafür arbeiten. Entstanden ist die Idee zu #maedelsabende in der Redaktion von Frau tv, einer WDR-Sendung, die bis heute quasi das Dach von #maedelsabende ist. Das Team von Mädelsabende sieht sich als “beste Freundin” der überwiegend weiblichen Zuschauer im Teenie- und Twen-Alter, einer Zielgruppe, die nicht mehr fernsieht und die man da abholen will, wo sie sich aufhält. Die Stories werden dann aber auch bei FUNK gezeigt. #Maedelsabende bezeichnet sich selbst als Sinnfluencer, also jemand, der etwas Sinnvolles tut, gesellschaftlich relevante Themen aufgreift, statt die falsche Beautywelt mit verschönerten Fotos zu zeigen, wie das Influencer sonst gerne tun. Bei #Maedelsabende geht es um Depressionen, Missbrauch und Rassismus, Essstörungen, Reisen, Kinder, Beruf, Finanzen, Selbstbefriedigung, Behinderung, Krebs, Fehlgeburten, Freundschaft, Kleidergrößen, Single sein, Brüste und vieles mehr. Der Kanal #Maedelsabende ist gebührenfinanziert, muss sich also um Einnahmen keine Sorgen machen, was unabhängige Arbeit garantiert. Ganz undenkbar sei ein solcher Kanal außerhalb des öffentlich-rechtlichen Kosmos aber nicht. Da waren sich Zuhörerinnen und Zuhörer und Angelina Boerger und Christina Calaminus einig.
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