Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Bezos ausspioniert

Riad ist Feind der freien Presse

23.01.2020

Offenbar hat Saudi-Arabiens Kronprinz Bin Salman dem "Washington Post"-Eigentümer Jeff Bezos Spionagesoftware untergejubelt. Das zeigt einmal mehr, wie es Riad mit der Presse hält.

Kronprinz Mohammed bin Salman war einst als Hoffnungsträger für eine Liberalisierung seines Landes gestartet. Foto: AP Photo/Amr Nabil

Das Herrscherhaus hat gestern dementieren lassen, dass in einem von Bin Salman an Bezos verschicktem Video Schadsoftware versteckt gewesen sei. Aber das ist auch dasselbe Herscherhaus, das versucht hatte, den Staatsmord am Journalisten Jamal Kashoggi zu vertuschen. Das Herrscherhaus, das sich bis heute weigert, den Auftraggeber des Mordes zu benennen und zu sanktionieren. Das Herrscherhaus, das regelmäßig Oppositionelle drakonisch bestrafen lässt. Das Herrscherhaus, das maßgebliche Partei im grausigen Jemenkrieg ist. Das Herrscherhaus, das sich trotz allem der Freundschaft der meisten westlichen Staaten sicher sein darf. Für den Mord an Kashoggi hat Riad auf internationaler Bühne kaum büßen müssen, weder wirtschaftlich noch politisch. Die gegenwärtige US-Regierung betrachtet Bin Salman als Partner und auch Europa fehlt es an Rückgrat und Geschlossenheit, um seine Prinzipien über sein Interesse an Öl, Gas und der Einhegung Irans zu stellen. So ist das einzig Gute am Bekanntwerden dieser Spionageaffäre, dass die Öffentlichkeit einmal mehr erinnert wird: Saudi-Arabien ist unter dem Bin-Salman-Regime kein Partner demokratischer Länder. Wer die freie Presse so aggressiv bekämpft, ist ihr Gegner. Ein Kommentar von Sebastian Huld.
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