Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

Aktuelles

Daphne Caruana Galizia

Mahnwachen reichen nicht

16.10.2019

Heute vor zwei Jahren fiel die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia einem Bombenattentat zum Opfer. In mehreren Städten, darunter Berlin, finden heute Mahnwachen statt. Dabei darf es nicht bleiben.

Daphne Caruana Galizia. Foto: EFJ

Daphne Caruana Galizia recherchierte über Steueroasen und Schwarzgeld, nachdem internationale Medien in viel beachteten Berichten zu den Panama Papers über Milliardentransfers berichtet hatten, die an Finanzverwaltungen vorbei weltweit verschoben wurden. Wahrscheinlich musste sie deshalb sterben. Drei mutmaßliche Täter wurden von der maltesischen Justiz angeklagt. Warum sie die Journalistin ermordet hatten, ob und von wem sie damit beauftragt wurden, ist nach wie vor offen. Warum? Weil Justiz und Politik der Steueroase Malta offenbar kein Interesse daran haben, Licht ins Dunkel des feigen Mordes zu bringen. Dieser Vorwurf wird schon seit langem von Journalistenorganisationen erhoben und er wird heute Abend wiederholt werden, wenn sich etwa in Berlin vor der Botschaft von Malta Demonstranten zur Mahnwache versammeln. Unwahrscheinlich, dass der Botschafter herauskommt und glaubhaft verspricht, dass sein Land jetzt endlich mit Hochdruck die juristische Aufarbeitung des Attentats startet. Das aber ist nötig und unverzichtbar: für die Angehörigen des Opfers, für ihre Freunde, für die Pressefreiheit. Malta ist Teil der Europäischen Union und damit den Grundwerten der EU verpflichtet. Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit gehören dazu. Die Forderungen der Demonstranten bei den heutigen Mahnwachen sind Forderungen, die sich die Verantwortlichen in der EU zu Eigen machen müssen. Politischer Druck auf die maltesische Regierung darf nicht länger auf sich warten lassen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner
Newsletter

Cookie Einstellungen