Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

Aktuelles

Fall Kashoggi

Missbrauchte Pressefreiheit

17.10.2018

Die Populisten Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan überbieten sich im Fall des verschwundenen Journalisten Jamal Kashoggi als selbsternannte Hüter der Pressefreiheit. Unabhängige Aufklärung ist nicht zu erwarten.

Journalist Kashoggi: Opfer und Spielball politischer Interessen. Foto: AFP

Seit Tagen reißen die Nachrichten zum Schicksal des Journalisten Jamal Kashoggi nicht ab. Fest steht nach wie vor nur, dass er das saudische Konsulat in Istanbul zwar betreten, aber nicht mehr verlassen hat. Und dass von ihm jede Spur fehlt. Ein Mord liegt nahe, íst aber nicht bewiesen und kann wohl auch nicht bewiesen werden, weil unabhängige Ermittler in dem Fall nicht aktiv werden können. Und dem angeblichen Beweismaterial, das Türken und Amerikaner vielleicht noch vorlegen, ist nicht zu trauen. Denn der verschwundene Journalist ist längst zum Politikum geworden. Widerstreitende Interessen in der Nahostpolitik sind auf das Schicksal von Kashoggi fokussiert. Je nach politischer Interessenlage wird das mutmaßliche Mordopfer mal als verkappter Muslimbruder und mal als unerschrockener Mitarbeiter amerikanischer Medien hingestellt. Letzteres ist die offizielle Rechtfertigung dafür, dass sich Donald Trump in den Fall eingeschaltet hat, nachdem sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits seit Tagen als Hüter der Pressefreiheit darin suhlt. Schlimm, dass zur Trauer um Jamal Kashoggi der Missbrauch des Begriffs Pressefreiheit durch Trump und Erdogan hinzukommt. Und was tut die Regierung von Deutschland, immerhin wichtiger Wirtschaftspartner und bedeutender Waffenlieferant Saudi-Arabiens? Erkennbar nichts. Ein Kommentar von Hendrik Zörner
Newsletter

Cookie Einstellungen