Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Deniz Yücel

Schauprozess in Istanbul

28.06.2018

Am heutigen Donnerstag beginnt in Istanbul der Prozess gegen den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel. Ein faires Verfahren müsste sofort mit einem Freispruch enden. Aber daran glaubt niemand.

Terrorpropaganda - so lautet der absurde Vorwurf, aus dem die Istanbuler Staatsanwaltschaft ihre Klageschrift gegen den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel strickt. Der Journalist war bekannt für seine kritische und unabhängige Berichterstattung, die dem Türkei-Despoten Recep Tayyip Erdogan ein Dorn im Auge war. Die Folge: Ein Jahr Untersuchungshaft, teils als Isolationshaft vollstreckt, und ewiges Warten auf eine offizielle Anklage. Auf politischen Druck aus Deutschland hin kam Yücel Mitte Februar frei und konnte die Türkei verlassen. Das juristische Verfahren ging jedoch weiter. Heute also ist der erste Gerichtstag in dem Prozess gegen Yücel. Sein Anwalt rechnet nicht mit einem fairen und unabhängigen Verfahren. Stattdessen steht ein Schauprozess zu befürchten, mit dem das Erdogan-Regime ein neues Zeichen der Härte aussenden könnte. Immerhin: Wie das Verfahren auch verläuft, so lange Deniz Yücel nicht erneut türkischen Boden betritt, droht ihm keine Gefahr. Anders die rund 150 Kollegen von ihm, die nach wie vor in türkischen Gefängnissen einsitzen. Ihr "Verbrechen" war kritische Berichterstattung. Ebenso wie Deniz Yücel müssen sie sofort auf freien Fuß gesetzt werden. Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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