Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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RBB-Interview

Von allen guten Geistern verlassen?

07.07.2020

Ausgerechnet mit dem Rechtsextremisten Andreas Kalbitz führte der RBB ein kuscheliges Interview in der Reihe "Politik am See". Kalbitz bekam die Gelegenheit, sich als sympathischer Politiker von nebenan zu präsentieren.

Kalbitz im Interview: Politiker von nebenan. Screenshot: DJV

Wie umgehen mit der AfD? Wie umgehen mit Extremisten, die in der Politik Karriere machen? Diese Fragen trieben Journalistinnen und Journalisten um, als die rechtslastige AfD in so ziemlich jeden Landtag einzog und im Bundestag auf Fraktionsstärke kam. Konsens unter den meisten Journalisten ist seitdem, dass die Partei und ihre Repräsentanten weder totgeschwiegen noch hyperskandalisiert werden. Denn, ob es uns Journalisten passt oder nicht: Die Partei ist Teil des politischen Spektrums und daher zwangsläufig Gegenstand kritischer journalistischer Berichterstattung.

Aber zwischen kritischer Berichterstattung und Mikrofonhalterei gibt es ein paar Unterschiede, was auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg als professionelle ARD-Sendeanstalt bestens weiß. Gerade deshalb ist es schwer zu verstehen, warum der Sender dem Rechtsextremisten Andreas Kalbitz im Sommerinterview "Politik am See" die Möglichkeit geboten hat, sich als Politiker zu präsentieren, der in vielen Politikfeldern zu Hause ist und stets das Wohl der Bürger im Blick hat. Fragen zu seinen Verbindungen nach rechtsaußen konnte er geschickt parieren, ein beharrliches Nachfragen fand nicht statt. Harmoniesoße statt Konfrontation. Oder, wie der "Spiegel" kommentierte: "Ein klassisches Sommerinterview eben. Mit einem Rechtsextremisten." Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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