Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Ungarn

80 Kündigungen aus Solidarität

27.07.2020

80 Journalisten des ungarischen Nachrichtenportals Index haben gekündigt, weil ihr Chefredakteur gefeuert wurde. Unter Druck von ganz oben wollen sie nicht weiter arbeiten.

Redaktionsversammlung: helle Aufregung über Rausschmiss. Foto: Index

Szabolcs Dull muss als Chef sehr beliebt gewesen sein. Anders lässt sich nicht die Welle der Solidarität seiner Kollegen deuten, die sein Rausschmiss ausgelöst hat. Der Chefredakteur des unabhängigen Nachrichtenportals Index wurde in der vergangenen Woche gefeuert - aus politischen Gründen, wie seine Kollegen sagen. Die Personalie hat politische Sprengkraft, gilt Index doch bisher als eines der letzten unabhängigen und regierungskritischen Portale in Ungarn.

Die Kündigung sorgte nicht nur in der Redaktion für helle Aufregung, sondern auch bei vielen Lesern. Denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht bereits seit 2010 unter staatlicher Kontrolle. Die meisten privaten Radio- und Fernsehsender sowie fast die gesamte Lokalpresse des Landes gehören Fidesz-nahen Unternehmern. Nur Index galt bisher als Hochburg des unabhängigen Journalismus. Die Folge: Am Freitagabend versammelten sich mehr als 10.000 Demonstranten in Budapest.

Damit nicht genug: 80 Index-Journalisten reichten ihre Kündigung ein. Unter einem regierungsfreundlichen Chef wollen sie nicht arbeiten. Die Europäische Journalisten-Föderation versicherte sie der Solidarität von Europas Journalistinnen und Journalisten. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ein Kommentar von Hendrik Zörner
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