Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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BDZV-Präsident Döpfner

Beachtliche Rede

16.09.2020

Einstimmig wurde Springer-Chef Mathias Döpfner als BDZV-Präsident wiedergewählt. Er bedankte sich mit einer beeindruckenden Rede.

Mathias Döpfner: Unabhängigkeit zählt. Foto: Andreas H. Bitesnich

Hier ist Europas größte Boulevardzeitung, die regelmäßig Rügen des Deutschen Presserats kassiert. Da ist der Springer-Vorstandschef und Verlegerpräsident, der die Tugenden eines unabhängigen und vertrauenswürdigen Journalismus preist. Wie passt das zusammen? Ganz einfach: Indem Mathias Döpfner die Solingen-Berichterstattung von BILD als Fehler eingesteht: "Wir haben den Schutz von Minderjährigen in diesem Fall eindeutig missachtet." So geschehen beim BDZV-Kongress, auf dem Döpfner einstimmig als Verlegerpräsident wiedergewählt wurde.
Seine Rede kann sich sehen lassen, zumindest in weiten Teilen. Döpfner betonte die journalistischen Tugenden, brach eine Lanze für die Unabhängigkeit des Journalismus. Dazu gehört für ihn unverzichtbar, dass sich Journalisten mit den Mächtigen anlegen. Dazu gehört aber auch Medienvielfalt. Denn nur da, wo mehrere Medien existieren, kann es wirkliche Unabhängigkeit geben. Dass es Zeitungsverleger sind, die durch Fusionen oder Redaktionsschließungen immer wieder die Medienvielfalt einschränken, verschwieg Döpfner. Das stärkste Zitat seiner Rede war dann dieses: "Wenn Journalisten von Aktivisten aber nicht mehr zu unterscheiden sind, dann können wir einpacken. Dann braucht es uns nicht mehr. Aktivismus ist das Gegenteil von Journalismus, auch wenn es um etwas Gutes geht."
Wer wollte das bestreiten? Das einzige Beispiel für das Gegenteil, das er lieferte, fand Döpfner bei der New York Times, nicht bei einem deutschen Medium. Überzeugend wäre es, wenn sich der BDZV-Präsident die Stärkung der journalistischen Unabhängigkeit für die nächsten vier Jahre auf die Fahnen schreiben würde.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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