Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Höcke-Interview

Darf er oder darf er nicht?

25.08.2020

AfD-Rechtsextremist Björn Höcke ist heute Interviewpartner des Mitteldeutschen Rundfunks. Ob der MDR ihn überhaupt interviewen soll, wird im Vorfeld kontrovers diskutiert.

Björn Höcke: Interviewpartner des MDR. Foto: DJV

Dass Björn Höcke überhaupt interviewt wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass das im Format eines Sommerinterviews passiert, ist nach dem verpatzten Gespräch des RBB mit Andreas Kalbitz heftig umstritten. Hinter der aktuellen Emotion lauert die Frage, ob öffentlich-rechtliche Medien solchen Politikern eine Bühne bieten dürfen, die mit den Grundwerten dieser Demokratie und womöglich mit der Demokratie an sich nicht übereinstimmen. Das jedoch lässt sich meist nicht zweifelsfrei nachweisen, was das Problem nicht gerade kleiner macht.
Georg Restle, meinungsstarker "Monitor"- Chef beim WDR, sieht keine Notwendigkeit, dass der MDR Höcke interviewt. Er sagt aber ganz klar, das sei seine Privatmeinung. Was in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest in diesem Fall nicht klar getrennt wird von seiner Funktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Gibt es das Anrecht von politischen Extremisten, von Journalisten interviewt zu werden? Nein, das gibt es nicht. Aber die öffentlich-rechtlichen Sender stehen in der Pflicht, über die politischen Parteien und ihre Repräsentanten zu berichten. Und wenn es schon eine Interviewreihe mit Spitzenpolitikern eines Bundeslandes gibt, kommt ein Sender an einem AfD-Politiker nun mal nicht vorbei.
Die Gesprächsreihe zu beenden ist die einfache Lösung, für die sich der RBB entschieden hat, nachdem der Auftritt von Kalbitz im RBB-Interview gründlich in die Hose gegangen ist. Der MDR wird sein Gespräch mit Björn Höcke durchführen, so viel steht fest. Ob der Sender aus dem Kalbitz-Debakel der Kollegen gelernt hat, werden wir sehen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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