Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Schlesinger-Affäre

Die Freien müssen's ausbaden

09.08.2022

Es ist keine Vermutung mehr, sondern traurige Gewissheit: Freie RBB-Mitarbeiter werden wegen der Verfehlungen der ehemaligen Intendantin angefeindet. Als ob sie irgendwas dafür könnten.

Wer in diesen Tagen in Berlin und Brandenburg als Reporter unterwegs ist, bekommt den versammelten Volkszorn über die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zu spüren. Das fand heute das Portal t-online.de heraus. Die Vorwürfe gegen Schlesinger hätten die journalistische Arbeit sehr belastet, heißt es bei t-online.de. Kritik, Beleidigungen, Beschimpfungen sind inzwischen an der Tagesordnung.
Zum einen waren die Freien nicht Gäste der Essen in Schlesingers Privatwohnung, die offenbar dem Sender in Rechnung gestellt wurden. Sie durften sich auch nicht auf dem Massagesitz von Schlesingers Dienstwagen verwöhnen lassen. Und schon gar nicht kamen freie RBB-Jounalisten in den Genuss von Beraterverträgen. Es trifft nicht nur die Falschen, sondern auch noch diejenigen, die in der Einkommenspyramide des Rundfunks weit unten angesiedelt sind. Vor allem dann, wenn ihre Beiträge zwar über den Sender ausgestrahlt werden, sie aber gar nicht für den Sender arbeiten. Wie viele Rundfunk-Freie für Produktionsgesellschaften im Einsatz sind, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass es vom Sender Geld für den fertigen Beitrag gibt und nicht für die Freien. In welcher Höhe die Vergütungen von der Produktionsgesellschaft an die Mitarbeiter ausbezahlt werden, interessiert den Sender nicht. Juristisch ist das nicht zu beanstanden, moralisch durchaus. In welchem Umfang ein Sender Produktionsfirmen beauftragt oder einzelne Freie, liegt im Ermessen der Redaktionen.
Moralische Kategorien könnten als Folge der Affäre Schlesinger wieder eine größere Rolle spielen - nicht nur beim RBB. Wenn das eine der Konsequenzen wäre, hätten die Freien sogar etwas davon.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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