Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Schlesinger

Eine Frau als Bock?

23.08.2022

Nach ihrem Rausschmiss beim RBB ließ sich Patricia Schlesinger von ihrem Anwalt als "Sündenbock" in einer politisch motivierten Entscheidung gegen sie darstellen. Dem Manne muss sie wohl das Gendern beibringen.

Patricia Schlesinger: Opfer, nicht Täterin? Foto: rbb Thorsten Klapsch

Das muss man erst mal schaffen: als Intendantin über Wochen hinweg wider Willen die Schlagzeilen beherrschen und dann fristlos entlassen werden. Patricia Schlesinger ist das gelungen. Warum? Weil sie nach den Worten ihres Anwalts Ralf Höcker zum Sündenbock gemacht wird. Ihre Entlassung sei "offensichtlich politisch motiviert". Eine Frau als Bock? Wie geht das?
Bock ist im Tierreich die Bezeichnung für ein männliches Tier und wird etwa für Ziegen und Gemsen benutzt. Also Sündenziege? Das wäre vielleicht sprachlich korrekt, aber erst recht ein Brüller gewesen. Dann schon lieber der Sündenbock, wenn dem Anwalt nichts Besseres einfällt. Dabei ist Ralf Höcker eigentlich mit allen Wassern gewaschen, wie er in der Causa Recep Tayyip Erdogan gegen Jan Böhmermann gezeigt hat. Und die rechtslastige AfD hat er auch schon vertreten.
Ausgebufft ist zweifelsohne die Behauptung einer politisch motivierten Entscheidung. Was heißt das? Parteipolitisch motiviert? War die gefeuerte Intendantin irgendwem zu links, zu rechts, zu grün? Hinweise darauf gibt es bisher nicht. Aber man kann das ja einfach mal in die Welt setzen. Es lässt sich ebenso wenig beweisen wie das Gegenteil. Vielleicht bleibt beim Publikum etwas hängen, mag das Kalkül lauten. Und dann wäre Schlesinger ein Opfer und nicht mehr Täterin.
Patricia Schlesinger muss ziemlich verzweifelt sein, wenn sie sich so vertreten lässt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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