Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten

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Getötete Journalisten

Glänzende Geschäfte

29.12.2020

53 getötete Journalisten in diesem Jahr weltweit. So lautet die Schreckensbilanz von Reporter ohne Grenzen. Mordland Nummer 1 war Mexiko. Und die Bundesregierung? Rühmt sich guter bilateraler Beziehungen und glänzender Geschäfte.

Angriff auf Journalisten: Internationale Politik sieht weg. Foto: Spiegel

An diesem Morgen hat die Organisation Reporter ohne Grenzen ihre jährliche Bilanz getöteter Journalisten veröffentlicht: Insgesamt 50 Kolleginnen und Kollegen starben weltweit in Ausübung ihres Berufs - drei weniger als im Vorjahr. Mit acht toten Berichterstattern war Mexiko das Mordland Nummer 1. Alle Opfer recherchierten über Drogenkartelle oder schmutzige Geschäfte. Das wurde ihnen zum Verhängnis. Wie schon ihren Kollegen in den Vorjahren. Laut RoG lassen seit 2015 jährlich acht bis elf Journalisten in Mexiko ihr Leben.
Wie gefährlich das mittelamerikanische Land für Berichterstatter ist, weiß die Weltöffentlichkeit seit Jahren. Dass offenbar gezielt kritische Rechercheure umgebracht werden, ist ebenfalls nicht neu. Was tut die weltweite Politik? Nichts. In den internationalen Beziehungen geht es vorrangig um wirtschaftliche Zusammenarbeit - und die scheint prächtig zu gedeihen.
Gleiches gilt für das Verhältnis von Deutschland zu Mexiko. Die Website des Auswärtigen Amtes gibt Aufschluss: "Für Deutschland ist Mexiko der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika. In der Europäischen Union ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Mexikos, das Handelsvolumen belief sich 2019 auf über 22 Milliarden Euro. Vor allem der Automobilbau und die Zulieferindustrie, daneben aber auch die Chemie-, Pharma- und Elektroniksparte sind Schwerpunkte der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen." Es ist auch nicht bekannt, dass Bundesaußenminister Heiko Maas mit dem Grundton der Trauer und Bestürzung einmal öffentlich zu den getöteten Journalisten in Mexiko Position bezogen hätte.
Warum auch, wenn die Geschäfte so prächtig gedeihen?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

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